My home is where I hang my head

2525113386_11e84db173_o
(c) Mike Bonitz:  Zuhause  (CC BY-ND 2.0)

Was bedeutet das Recht auf ein Zuhause? Tamy Keitel von den story-tellern fragt sich nach dem Wert eines Zuhauses, einer Heimat und warum jemand diese verlässt. Wo findet sich ein Zuhause und woran merken wir, dort zu sein. Eine wunderbare Betrachtung eines sehr aktuellen Themas.

Zuhause zu sein, wo man sich wohl fühlt, egal, wo man ist, das wäre cool!

Ein Ort, der Zuhause heißt, muss noch lange kein Zuhause sein. Es ist eher nicht heimisch in einer Familie, wo sich alle immer streiten oder Schlimmeres. Vielleicht hat man als Kind da eine andere Wahrnehmung. Kinder lieben einen prügelnden Vater vielleicht auch und sehen eine stinkige, versiffte Bude als Zuhause an, weil sie’s nicht anders kennen. Das Märtyrium wird erst später deutlich.

Ich wollte früher immer überall sein, nur nicht „Zuhause“. Mein eigenes Zuhause war da, wo ich mich wohlgefühlt habe. Zuhause muss nicht immer der Ort sein, der beim Einwohnermeldeamt eingetragen ist, und auch nicht der Ort, an dem man geboren wurde. Zuhause ist etwas Emotionales: Der Ort, der einem Geborgenheit, Sicherheit und seine ganz eigene Art Freiheit bietet. Das kann auch ein anderes Land sein. Viele wandern aus: nach Australien, USA oder Skandinavien. Auswanderer wollen bei 0 anfangen, alles besser machen. Mit der „Heimat“ haben sie abgeschlossen, und es zieht sie in die Fremde.

Für manche ist Zuhause eine Fantasie. Ein Ort, wo sie gerne sein wollen, aber nicht hinkommen. Jemand, der oft im Leben umgezogen ist, kann vielleicht gar keine emotionale Bindung zu einem Ort aufbauen und fühlt sich immer wie auf der Durchreise.

Ist Durst schlimmer als Heimweh? Da sind sicher viele Menschen anderer Meinung. Gerade jetzt müssen viele weg, von ihrem Zuhause flüchten, weil sie dort Angst haben … und doch leben wollen. Sie flüchten sie in eine Welt, die das sichere Überleben verspricht, die sie aber nicht verstehen. Eine andere Sprache, eine andere Kultur, Fremdheit.

Es ist eben ein Unterschied, ob man aus freien Stücken geht oder ob man gezwungen ist zu gehen. Und dann kommt das Heimweh. Man vermisst es, sein Ding machen zu können, man vermisst vielleicht Gerüche, eine tolle Aussicht aus dem Fenster oder den freundlichen Nachbarn. Selbst eine Reise, von der man zurückkommt, kann lang sein, wenn man seine Liebsten vermisst.

Je älter man wird, desto mehr verändert sich der Bezug zum Zuhause. Während mein Zuhause eher die Ferne war, fühle ich mich jetzt Zuhause einem Zuhause schon ziemlich nah. Klar, a bissl was geht allerweil. Es gibt bestimmt immer noch eine Steigerung. Wenn man alleine lebt z.B. denkt man manchmal, eine Familie würde natürlich das Zuhause komplettieren. Hat also wieder was mit Emotionen zu tun.

Grob kann man sagen, Zuhause ist da, wo es Menschen gibt, die mit offenen Armen auf einen warten.

Jeder hat ein Recht auf ein Zuhause, das steht sogar im Grundgesetz.

Naja, Recht haben und Recht bekommen ist nicht immer das Gleiche. Ich hoffe und wünsche, dass eines Tages jeder ein Zuhause haben kann und sich niemand mehr fremd fühlen muss.

Home sweet home!

Mehr dazu:

  • Wie es ist, kein Zuhause zu haben, weiß unser Autor von Anonymus. In Go back to your Country erzählt der Geflüchtete von der Ablehnung, mit der ihm in Deutschland begegnet wird.
  • Zuhause und Heimat – das hängt zusammen. Warum Mostafas Heimat der Mars ist, lest ihr in Heimat #3 .

________________________________________________________________________________

 

Menschen mit Behinderung haben was zu sagen! Wir Story Teller sind die inklusive Schreibwerkstatt Story Teller aus Hamburg. Mit unseren Texten möchten wir von unseren Erfahrungen berichten, Denkanstöße geben und Selbstermächtigung voranbringen.