Eren hatte als junger Mann keine Probleme, nachts durch die Straßen zu laufen. Nachdem er sich aber von Freundinnen* angehört hat, was sie dabei erleben, ist er wütend auf die Männerwelt und hat ein paar Tipps, so von Mann zu Mann, wie diese es für nicht-männliche Menschen etwas angenehmer auf der Straße machen können.
Als Mann hatte ich noch nie ein Problem damit, nachts alleine durch die Straße zu laufen. Mir schossen seltenst Gedanken durch den Kopf, dass sich eine gefährliche Sitaution ergeben könnte. Warum auch? Ich will schließlich nur friedlich nach Hause, zu einem Freund oder zum letzten offenen Imbiss laufen. Konfrontationen, bei denen andere Menschen mich schädigen wollen, passieren auf dem Weg nicht allzu oft. Was aber noch wichtiger ist, dass mir der Respekt kaum entnommen wird (in wenigen Fällen wird er mir aus rassistischen Motiven von anderen Menschen nicht gezeigt). Respekt? Mit Respekt meine ich, dass andere Menschen meine menschliche Würde achten müssen. Es ist eine Haltung, bei der sich Menschen gegenseitig tolerieren für das, was sie sind. In sehr vielen Kulturen ist der Respekt sehr präsent. Doch dass wir uns Respekt verschaffen müssen, ist ein grundsätzlicher Irrtum. Jeder Mensch, unabhängig von Geschlecht, Aussehen, kultureller Hintergrund etc. verdient es.
Nach einem zweistündigen Gespräch mit zwei Freundinnen war und bin ich schockiert, enttäuscht und wütend darauf, wie Frauen* (=umfasst alle als Frau gelesene Personen) von vielen Männern behandelt werden. Wir sprachen über ihre Erfahrungen bezüglich sexueller Belästigung und welche Gedanken sie haben, wenn sie nachts alleine einem Mann oder einer Männergruppe begegnen. Beide erzählten mir, dass sie bestimmte Straßen meiden müssen, da ihnen entweder hinterher gepfiffen wird oder ein Spruch wie ‘Was kostet’n Blowjob?’ zugerufen wird. Noch schlimmer ist es, wenn sie nachts ein Mann verfolgt und nicht aufhört, sie dabei zu belästigen und es sogar dazu kommt, dass der Mann gegen ihren Willen körperlichen Kontakt zur Frau* sucht. Das Heftigste daran: Es sind keine Einzelfälle. Denn je öfter ich weiblich gelesene Menschen danach frage, desto mehr erfahre ich und merke, dass es allgegenwärtig ist.
Solche Geschichten von nahestehenden Menschen zu hören ist nicht einfach, weil es einen sehr wütend auf die Verhaltensweisen von Männern macht. Da ich mich selbst als Mann definiere, schäme ich mich für das Verhalten vieler Männer, weil es nichts mit Respekt gegenüber einem Menschen zu tun hat.
Was also vor allem Männer dagegen tun können?
Wenn du eine Frau* nachts alleine durch die Straße laufen siehst, geh und wechsle die Straßenseite, laufe nicht direkt hinter ihr und gib ihr ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen. Falls du aber auch siehst, dass eine Frau* sexuell belästigt wird, unterstütze sie mit anderen Menschen zusammen oder wenn du dich sicher fühlst, auch alleine.
Ich möchte mit diesem Beitrag nicht vermitteln, dass Frauen* schwach sind. Es ist leider nur ein Phänomen, welches besonders Frauen* betrifft. Auch andere Geschlechter könne auf die gleiche Art und Weise belästigt werden und es ist schwierig, sich zu wehren, wenn es von einer größeren Männergruppe kommt. Deshalb müssen wir uns gegenseitig unterstützen, um das ungerechte und respektlose Verhalten von vielen Männern aus unserer Gesellschaft zu vertreiben.
Ich möchte aber auch Frauen*, die oft von solchen Vorfällen betroffen sind, dazu ermutigen, sich mehr mit Selbstverteidigung und Kampfsportarten auseinanderzusetzen. Es ist eine Schande, so etwas vorzuschlagen, weil das Problem von Menschen bzw. Männern erzeugt wird und es so einfach gelöst werden kann, wenn wir alle ein harmonisches, friedliches und respektvolles Miteinander pflegen. Solange das Problem aber Teil unserer Realität ist, ist es ratsam, bestens auf solche Situationen vorbereitet zu sein. Eine andere Option für mehr Sicherheit auf dem nächtlichen Heimweg ist auch eine Telefonhotline, die nur für solche Fälle eingerichtet wurde. Jeder kann beim Heimwegtelefon Sonntag bis Donnerstag von 20 bis 24 Uhr und von Freitag bis Samstag von 22 bis 3 Uhr die Telefonnummer 030 12074182 anrufen, bei der jeder von Ehrenamtlichen telefonisch bis nach Hause begleitet wird.