Den Horizont erweitern

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(c) Olli Henze:  Horizont  (CC BY-ND 2.0)

Vielfalt.
Dieses Wort bedeutet so viel und ist so…vielfältig.

Viel und Falt.

Eine Menge an Schichten, an Fassetten, an verschiedenen Menschen.
Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, sondern auch Lila, Grün, Rot, Pink und alle Farben dieser Erde.

Vielfalt also: Ein Konstrukt, in dem sich jeder wiederfinden oder sich seinen eigenen Platz schaffen  soll.

Doch was bedeutet Vielfalt für mich?

Ich komme aus einem Vorort von Münster.
Mein Vater ist Senegalese, meine Mutter Deutsche.
Da meine Mutter meine Erziehung selbstständig in die Hand genommen hat, und ich auch keinen Kontakt zu meinem Vater habe, bin ich ziemlich „deutsch“ aufgewachsen.
Deutsches Essen, deutsche Sprache, halt nur eine Kultur.
Doch sieht man mir das nicht unbedingt an. Man sieht mir nämlich an, dass ich afrikanische Wurzel habe, und das ist auch gut so!

Vielfalt also für mich: Meine Wurzel und wie ich wahrgenommen werde;
Und, dass meine Mutter alleinerziehend ist. Wir waren noch nie eine
„normale“ Familie, im herkömmlichen Sinne!

 

Was bedeutet Vielfalt noch?
Ich war auch noch nie das stereotypischste Mädchen.
Jungen Klamotten, Fußball, mit Autos gespielt, mag kein pink und auch keine Kleider.
Gut, heutzutage sind all diese Sachen für mich geschlechtslos bzw. neutral, aber damals…das war ja schon fast eine Revolution!
Dadurch zog und ziehe ich einige Blicke auf mich und Sätze wie:
„Ist das ein Mädchen oder Junge?“
„Junger Mann, könnten sie mich bitte vorbeilassen?“
„Frag ihn doch Mal!“
höre ich jeden zweiten Tag (Nein wirklich, ich hab es diese Woche beobachtet und die Trefferquote liegt bei 100%). Doch stört mich das überhaupt nicht.

Vielfalt also im Aussehen. Du bist du, Ich bin Ich.

Es könnte doch so einfach sein.

Was gibt es noch?
Zum zweiten Mal arbeite ich jetzt in einem Komissionierungslager.
13 Stunden die Woche darf ich Weinaufträge bearbeiten, Päckchen packen und Kartonagen anfertigen.
Das ist kein Job, den ich auf Dauer machen möchte, doch habe ich einiges dazu gelernt: Nämlich Respekt und Verständnis.

Die meisten Mitarbeiter sind abhängig von diesem Job und haben nicht den Luxus, den ich als Aushilfe habe.
Ich habe gelernt, wertzuschätzen, in welcher Position auf dieser Welt ich mich befinde und welche Möglichkeiten ich daher habe.

Vielfalt also: Im Job, Im Nachdenken und im Anerkennen.

Vielfalt gibt es natürlich auch in den Interessen. Ein gutes Beispiel:

Eine Freundin, nennen wir sie M., liebt Bayern, den bayrischen Dialekt und wandern. Ihre Lieblingssängerin ist…Helene Fischer.
Nun könnte man sich fragen, warum wir überhaupt befreundet sind, da ich absolut nichts davon mag.
Ich liebe England, die englische Sprache und sportlich betätigen, tue ich mich, wenn ich auf dem Weg zum Kühlschrank bin (okay, so schlimm ist es jetzt auch noch nicht). Und achja, Schlager hasse ich abgrundtief.

Vielfalt findet sich in den Freundschaften wieder, die man hat. Sie bringt einen dazu, neue Dinge auszuprobieren, halt den Horizont erweitern.
Und das bringt mich auch schon zu meinem letzten Punkt. Denn ihren Horizont erweitern durften meine Freunde und meine Mutter, nachdem ich mich bei ihnen geoutet habe.

Einige haben sich das bereits gedacht, andere „traf“ es aus dem Nichts.
Und Ich, Ich hatte noch nie so viel Angst in meinem Leben.
Doch das vielfältige, bunte und offene Denken meiner absolut fantastischen Freunde, verhalf mir, mich meiner Selbst zu öffnen und zu dem zu stehen, wer ich bin.

Vielfalt also in der Gleichberechtigung, der Sexualität und der Identität.

Man kann dieses Wort also verschieden definieren und Schlagwörter wie: Stolz, Repräsentation, Feminismus Offenheit und Provokation fallen mir noch dazu ein.
Für mich ist Vielfalt also alltäglich und jeder sollte die Möglichkeit haben, die Person, die er oder sie oder welches Pronomen man bevorzugt, zu sein, ohne Konsequenzen davon zu tragen.

„You will never influence the world by trying to be like it“ Kontroverse Aussage mit einer eigentlich sehr guten Message! Ich versuche nicht so zu sein wie die Welt/Norm, da es das Normale nicht gibt. Stattdessen versuche ich so zu sein wie ich bin und hoffe durch z.B mein Testgelände mir Gehör zu verschaffen und durch Einfaches, Großes zu erreichen.