Triggerwarnung: Essstörung.
Ein Gedicht von Eden über den Kampf mit einer Essstörung, mit der Wahrnehmung des eigenen Ichs als wertlos und hässlich, solange der Körper nicht den Normen von Schlankheit und Schönheit entspricht.
Nie wieder essen.
Ich darf nicht.
Ich muss hungern, um schön zu sein.
Wenn ich nichts esse, ist es mir erlaubt, mich schön zu fühlen.
Dabei bin ich das gar nicht.
Zu schwach.
Zu schwach, um zu widerstehen.
Ich lasse mich von meiner Gier führen
und stehe ich wieder am Anfang,
nur um dieselben Schmerzen erneut zu spüren.
Jedes noch so winzige Stück Erfolg scheint ausgelöscht.
Stumm schreit das Mädchen im Spiegel, ,,Ich will schön sein!“
Lass mich schön sein,
fleht ihr Blick aus toten Augen.
Das Grün in ihnen ist verblasst.
Was bin ich zu tun bereit?
Sollte ich mich nicht eigentlich genug lieben, um eine Essstörung zu entwickeln?
Ich will nicht mehr das Mädchen sein, dessen Schönheit jeden Abend ins Waschbecken fließt.
Jeder um mich herum ist so, wie ich mich selbst erträume.
Schön.
Ich?
Ich kann auch schön sein.
Aber nur, wenn ich auf sie höre.
In ein marionettenhaftes Dasein einwilligen.
Bald nicht mehr nur davon träumen.
Verlockend.
Meine Augen zeigen die Fehler der Reflektion.
Zu viele, um sie aufzuzählen.
Kein schönes Haar an mir.
Schlaff und grau,
Sie fallen aus.
Der größte Fehler:
Mein trist dreinblickendes Gesicht
und mein Körper
Ich will:
Schön sein,
Strahlen,
Neidische Blicke ernten,
Geliebt werden.
Sie kann mir geben, was ich mir ersehne.
Dafür muss ich nur ihren Regeln Folge leisten.
Sie ist wie eine Sucht.
Eine Sucht, die ich kontrollieren kann.
Ich werde einwilligen und stark sein.
Sucht und Verstand im Kriegszustand.
Nahrung ist Gift.
Ich lebe nicht, um zu essen, sondern esse, um zu leben.
Mehr darf ich nicht.
Achtsam muss ich sein, um die Kontrolle zu behalten.
Ich beherrsche die Sucht.
Erst, wenn sie mich beherrscht, bin ich krank,
aber ich bin nicht krank.
Niemals werde ich krank sein.
Ich bleibe gesund und erreiche mein Ziel.
Ein unaufhörlicher Kampf zwischen Zweifel und Akzeptanz.
Doch noch darf ich nicht lieben, was ich bin.
Denn ich bin:
Falsch,
Hässlich,
Fett
und in keinster Weise liebenswert.
Kurz: Ein Fehler.
Ich kann nicht glücklich sein.
Nicht, solange der Spiegel schreit.
-Eden
Mehr dazu:
- Die Sunrise Writers darüber, wie und wo uns überall Schönheitsideale begegnen.
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