Passend gemacht

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(c) Skeletalmess:  Soft Grunge  (CC BY 2.0)

Hast du dich schon mal gefragt, ob du passt?

Oder wurdest du nur von der Gesellschaft passend gemacht?

Bist du das wirklich, ist deine Leinwand des Lebens wirklich dein Werk?

Sind das deine Farben, deine Formen?

 

Da hast du sie, deine Leinwand: Du kommst auf die Welt,

als Junge oder Mädchen, alles schon vorbereitet:

Werkzeuge für die Leinwand des Lebens:

Du bist ein Junge? Dann bekommst du Blau, vielleicht ein bisschen Grün.

Ein Mädchen? Dann Rosa! Feine Pinsel und Schablonen in Blümchenform.

Du bekommst Pinsel und vorsortierte Farben aufoktroyiert,

Zwischen den Massen des Standards reinetabliert.

 

Du musst mal wieder nach-schminken,

bloß keine Makel zeigen.

Immer perfekt aussehen.

Cool genug sein.

Du musst anerkannt und arriviert sein.

Die perfekte Symbiose aus Klug und Interessiert.

Du nimmst dir ein Vorbild: „SO will ich schein’!”

Du denkst: „Gar nicht so einfach, so passend zu sein.“

Da bist du jetzt, fragst dich, ob du es wirklich bist. Passt du so?

Hat die Gesellschaft dich passend gemacht?

Oder Du dich, geleitet von der Norm, passend gemacht?

Sind das deine Farben, deine Formen?

 

Dir reicht es. Du willst dich wirklich, echt ausprobieren.

Du nimmst also erst mal weiße Farbe, streichst alles über,

die belanglosen Striche in immer die gleiche Richtung

von links nach rechts, über Rosa oder Blau.

Und was bleibt?

Die Striche des Lebens. Dunkel und hell, in allen Farben.

Das, was dich prägt.

Du hast also eine Basis des Lebens und kannst jetzt selbst gestalten,

wer du bist, was du sein willst.

Frei von den Erwartungen, egal was andere denken, einfach nach Gefühl.

Du willst dich selber gestalten, weiter entwickeln, probierst Farben und Formen aus,

wenn’s scheiße ist: egal.

Mal’s einfach mit einer passenderen Farbe über.

Irgendwann bist du dann angekommen.

Angekommen bei dir selbst.

 

Eine Persönlichkeit in einem Körper.

Ist ja egal ob männlich oder weiblich,

du lässt dich davon nicht lenken,

gestaltest ein Ich, ohne an andere zu denken.

 

Du hast dich also gefragt, ob du passt.

Jetzt hast du dich passend gemacht.

Passend mit dir.

Die perfekte Symbiose aus Dir und deinen Gedanken.

 

Jetzt bist du da und weißt, dass du passt.

Du bist stolz, auf das was du bist,

nicht mehr von der Gesellschaft passend gemacht.

Die Leinwand steht vor dir auf der Staffelei,

noch lange nicht fertig, aber passend zu dir.

Die perfekte Symbiose aus Dir und deinen Gedanken.

 

Ein Text von Matilda Glass (16)

 

Menschen mit Behinderung haben was zu sagen! Wir Story Teller sind die inklusive Schreibwerkstatt Story Teller aus Hamburg. Mit unseren Texten möchten wir von unseren Erfahrungen berichten, Denkanstöße geben und Selbstermächtigung voranbringen.