Cro das Genie

cro

Der Rapper Cro hatte vor ca. 10 Jahren mit seinem Song „Easy“ einen riesen Hit und damit auch zahlreichen Menschen einen Soundtrack für Erinnerungen von früher geliefert. So auch für Claire, die in ihrem ersten Beitrag auf meinTestgelände einige seiner Textzeilen gesammelt hat und zeigt, seine Vorstellung von Geschlechtergerechtigkeit ist gar nicht so easy und locker, eher anstrengend und staubig.

Hubba Bubba kauen, mit der Regenbogen-Spirale spielen und dabei über den MP3 Player Cro hören – das weckt Erinnerungen an die Kindheit oder? Da wird man doch gleich ganz nostalgisch. Musik an sich ist ja Geschmackssache und auch mit über 30 kommt Cro, mit bürgerlichem Namen Carlo Waibel, immer noch wie der freche, coole Junge aus der Nachbarschaft rüber; bisschen Gangster, aber im Herzen eigentlich ein ganz Lieber.
Dass wir als Kinder die Musik feierten kann man uns kaum vorwerfen; wir waren zu klein, um die Texte zu verstehen. Heute ist es anders. Wir sind erwachsen oder zumindest auf dem Weg es zu werden. Wir als Gen Z stehen für Offenheit und Toleranz, wir leben unsere Sexualität vielfältig aus und setzen uns für Gleichberechtigung ein – wir wollen das sein, was unsere Elterngeneration nichtwar. Deutschrap wird für seine vielen sexistischen und höchst problematischen Aussagen kritisiert,Cro jedoch kaum. Wenn Cro bei einer Party gespielt wird, freuen sich alle, es entsteht eine entspannte Atmosphäre und alle singen den Refrain mit. Gestandene Feminist*innen machen sich keine Gedanken über den Text, den der Pop-Rapper da singt. Bei den Top 50 meistgehörten Songs 2022 auf Spotify belegt Cro mit seinem alten Hit „Traum“ sogar Platz 25. Dabei ist der Sexismus so offensichtlich: in seinem Hit „Easy“ singt er offen darüber, wie er eine Person mit weiblichen Pronomen Gewalt antun will, wenn sie eigene Vorstellungen von ihrem Leben hat und ihre Wünsche und Gefühle äußert, die nicht seinen Vorstellungen entsprechen: „und wenn sie heiraten will und nach drei Tagen chilln schon dein ganzes Haus und deinen Leihwagen will ersch easy […]“. Er ersetzt das Ende des Wortes „Erschießen“ mit „easy“, sodass er zwar nicht ausspricht was er sagen will, man als Hörer*in jedoch trotzdem „Erschießen“ versteht. Auch Aussagen wie „scheiß auf Bitches“, in dem Lied „Unendlichkeit“ sind äußert frauenfeindlich und beleidigend. Besitzansprüche gegenüber Personen erhebt er in dem 2014 veröffentlichten Song „Traum“ („Und ich glaub ich fänd es cool wenn du mir gehörst“). FLINTA*-Stereotype fehlen in seinen Texten genauso wenig; „Sachen, die Frau’n halt eben brauchen“ sind dabei nicht etwa Gleichberechtigung oder die Abschaffung des Patriarchats, nein, seiner Auffassung nach bräuchten Frauen einen Bikini und „ne neue Tasche“ (Bye,Bye). Dazu wolle „sie“ auch nur sein Geld. In „Einmal um die Welt“ erzählt er von den ganzen kostspieligen Dingen, die „sie“ von ihm haben wolle („Sie will Kreditkarten und meinen Mietwagen“).
Toxische Männlichkeit darf für das perfekte Gesamtpaket natürlich auch nicht fehlen: in seinem Song „Bye Bye“ projiziert Cro das konservative Bild, dass der Mann die Frau ansprechen muss. Er singt in der Perspektive des Mannes, dass er ein Versager sei, wenn er sich nicht trauen würde, sie anzusprechen („Ich bin ein Versager, weil ich mich doch nicht trau“). In der Perspektive der Frau erwartet er von dem Mann angesprochen zu werden („bitte komm, sprich mich an“). Auch glaubt der Rapper zu wissen, dass ein Mensch ein „richtiger Mann“ sei, wenn er das erste mal Sexgehabt hat, wie er in „Nie mehr“ erklärt („Jetzt bin ich ein richtiger Mann“).
Auf der einen Seite setzen wir uns gegen das Patriarchat und Sexismus ein, wir diskutieren mit unseren Eltern und Großeltern für mehr Gleichberechtigung – gleichzeitig hören wir weiter Cros Lieder..

Hi, mein Name ist Claire (geb. 2003) und meine Pronomen sind sie/ihr. Mein Ziel ist es, nach meinem Studium als Journalistin zu arbeiten. Ich bin Feministin und Antifaschistin und freue mich daher sehr für meinTestgelaende schreiben zu dürfen. Gleichzeitig diskutiere ich sehr gerne und freue mich auch immer über konstruktive Kommentare zu meinen Texten und trete da sehr gerne in den Diskurs :)