Florian ist neuer Autor bei meinTestgelände, weil er Ungerechtigkeiten an- und aussprechen will. Und damit beginnt er direkt in seinem ersten Artikel.
In dieser Welt läuft vieles falsch. Ein in die Jahre gekommener Milliardär spielt Rambo in Amerika, ein Erbdiktator lässt sich für seine Atomwaffentests feiern und Gruppen von Fanatikern, die Religionen missbrauchen, zerstören die Leben tausender Menschen. Das ist es was die Welt bewegt, das ist es was die Medien antreibt, das ist oberflächlich betrachtet das Problem dieser Welt. Während die Menschheit auf die ganz großen Fische sieht, versuche ich mich mit grundlegenden Problemen der Menschen um mich herum auseinanderzusetzen. Vor einer Woche saß ich am Hafen mit ein paar Freunden, habe zwei Bierchen getrunken und hatte Spaß. Nach einer Stunde kam eine Frau zu uns und ihr Fahrrad, mit halb gefülltem Pfandflaschenbeutel beladen, schob sie neben sich her. Sie fragte uns nach den leeren Flaschen. Wir gaben ihr diese natürlich, wunderten uns dennoch, dass sie nicht aussah wie eine Obdachlose. Ich gab ihr mit den Flaschen noch einen 5 Euro Schein, woraufhin sie anfing zu weinen und mich umarmte. Sie erzählte uns, dass sie ihr Leben lang gearbeitet hat, bis zum Ende durchgehalten hat und jetzt in ihrer Rente Pfandflaschen sammeln muss um ihr Überleben zu finanzieren. Das ging mir tagelang nicht aus dem Kopf und es macht mich wütend, dass in einem so reichen Land, Menschen leiden müssen. Das ist ein grundlegendes Problem, hier, hautnah. Statt sich darum zu kümmern wird kräftig in Waffentechnologie und Export investiert. Krieg wird zu einem ekelhaften Wettlauf der Kapitalstaaten. Dieses Land ist mit Schuld, dass der IS die Möglichkeit hat überhaupt zu verwüsten, zu zerbomben, zu morden. Flüchtlinge kommen nicht ohne Grund oder aus guter Laune zu uns und hoffen bei uns Unterkunft zu finden. Mein Mitbewohner ist ein syrischer Flüchtling und es ging mir ebenfalls nicht aus dem Kopf, dass er (Er ist sehr dünn und auch irgendwie eine Diva) zu Fuß losging, weg von den Trümmerfeldern seiner Heimatstadt, auf der Straße schlief in der Kälte und hungern musste. Er hat es geschafft, er ist hier. Soweit so gut, könnte man denken. Doch statt zur Ruhe zu kommen, muss er sich täglich mit rassistischen Anfeindungen rumschlagen, sei es wegen seiner Hautfarbe, seiner Religion oder seiner Homosexualität. Das macht mich traurig und wütend. Ein letzter Punkt, damit es nicht noch länger wird, betrifft mich selbst. Es ist ein Problem, dass Die Regierung, sei es im Bundestag, in den Landtagen oder in den Ortsbeiräten scheinbar kein Interesse daran zeigen, wie Kinder aufwachsen. Wenn Kinder geschlagen werden, regelrecht verprügelt, runtergemacht und bespuckt von ihrer eigenen Mutter werden, frage ich mich wo meine Hilfe blieb, bis ich sie mir mit 15 Jahren selbst holte. Es war offensichtlich.
Mehr dazu:
- In „Die Welt“ schlägt Ecxes ähnliche Töne an.
- Statements gegen Rassismus und Sexismus von Jugendlichen auf dem #gelände16.