Immer wieder liest man in Zeitungen die Debatten über „mehr Chancengleichheit in Deutschland“. Immer wieder bekommt man mit, wie sich junge Menschen über Chancenungleichheit beschweren. Unsere Autorin Clara hat sich gefragt, was das eigentlich genau ist und inwiefern in Deutschland Chancengleichheit besteht – oder eben nicht.
Chancengleichheit, die
„Gleiche Ausbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten für alle ohne Rücksicht auf Herkunft und soziale Verhältnisse“ (Duden).
Die Herkunft kann sowohl die geographische, als auch die soziale, familiäre Herkunft sein. Es wäre also gerecht, wenn jeder, unabhängig davon, aus welchem Land die Vorfahren, Eltern oder man selbst kommt, die gleichen Bedingungen für Ausbildung und Karriere hat. Ebenso wäre es natürlich nur fair, wenn Kinder aus Nichtakademikerfamilien die gleichen Chancen für ihre Zukunft hätten wie Kinder aus Akademikerfamilien.
Dazu gibt es eine Studie des Hochschulbildungsreports: Im letzten Jahr haben von 100 Grundschulkindern aus Nichtakademikerfamilien 21 angefangen, zu studieren. Bei Kindern aus Akademikerfamilien lag die Zahl bei 74. Im Laufe des Studiums wird der Unterschied noch deutlicher, da ein höherer Anteil der Studierenden aus Nichtakademikerfamilien sein Studium vor dem Abschluss abbricht.
Da stellt sich die Frage, wie das zustande kommt und gerechtfertigt wird. Wie kann die Diskrepanz der Ausbildungsmöglichkeiten so stark von der familiären Herkunft abhängen?
Mit der geographischen Herkunft und ihren Auswirkungen auf die Ausbildung hat sich das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge genauer beschäftigt. Ergebnisse der letzten Studie zeigen, dass Kinder mit Migrationshintergrund in Deutschland weniger häufig auf Gymnasien und Realschulen, dafür mehr auf Hauptschulen gehen. Zudem ist der Anteil derer, die die Schule ohne einen Abschluss verlassen, bei Kindern mit Migrationshintergrund deutlich höher als bei Kindern, deren Familien selbst in Deutschland aufgewachsen sind. Insgesamt zeigen sich schon Unterschiede in der Grundschule, diese nehmen jedoch auf der weiterführenden Schule zu. Besonders schwierig haben es laut der Studie Kinder, in deren Familien kein Deutsch gesprochen wird.
Weshalb haben diese Umstände so einen großen Einfluss auf die Chancen in der Schulzeit? Besonders den letzten Punkt finde ich sehr problematisch, da dieser zeigt, dass Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache in der Schule nicht genug behoben werden können.
Zu den sozialen Verhältnissen gehört meiner Meinung nach ebenfalls das Geschlecht. Insgesamt machen mehr Mädchen Abitur und haben während ihrer gesamten Schulzeit im Durchschnitt bessere Noten als Jungen. Trotzdem ist das Einkommen von Frauen und deren Anteil in Führungspositionen merklich geringer. 2012 waren 29% der Führungskräfte weiblich. Zudem verdienen weibliche Erwerbstätige circa 20% weniger.
Insgesamt haben also sowohl die familiäre, als auch die geographische Herkunft, sowie das Geschlecht Auswirkungen auf Ausbildungs- und Karrierechancen. Für mich hat sich meine Frage nach Chancengleichheit in Deutschland somit beantwortet: Es ist definitiv notwendig, dass hier solche Debatten geführt werden, da derzeit noch nicht von fairen Chancen für alle geredet werden kann. Zwar ist die Tendenz steigend, dennoch reicht das meiner Meinung nach nicht aus und wir sollten uns weiterhin für ein gerechteres Deutschland einsetzen.
Mehr dazu:
- Hier entlang geht’s zu Claras Profil.
- Und hier gibt es einen Text von den Sunrise Writers, der sich damit beschäftigt, warum so viele Meschen in Schubladen denken.