Von den „FridaysForFuture“ habt ihr mit Sicherheit alle schon gehört. Doch wie hat sich diese Bewegung entwickelt? Was genau will sie bezwecken? Und wer ist eigentlich Greta Thunberg? Unsere Autorin Lilith ist all diesen Fragen für euch nachgegangen.
Rund 25.000 Menschen ziehen am 15. März durch die Straßen Berlins. Vom Treffpunkt Invalidenpark aus bewegt sich der riesige Pulk an Menschen unterschiedlichen Alters durch die Stadt. Nicht nur Schüler*innen, sondern auch Studierende und Lehrkräfte beteiligen sich. Sogar einen Kindergartenblock gibt es. Einige von ihnen sind zum ersten Mal dabei, andere laufen bereits seit Beginn jeden Freitag mit. 1,4 Millionen Personen sind es am 15. März weltweit, die sich an dem friedlichen Demonstrationsmarsch beteiligen. Zuwachs bekommt die Bewegung immer mehr seit September 2018. Ihr Motto: Wir sind die letzte Generation, die einen katastrophalen Klimawandel noch verhindern kann. Sie kritisieren die Politiker*innen, sich nicht ausreichend für den Klimaschutz einzusetzen und unterstützen die Worte Greta Thunbergs: „Warum sollten wir für eine Zukunft lernen, die es bald nicht mehr geben wird, wenn niemand etwas dafür tut, die Zukunft zu retten?“. Von daher geht es für die Beteiligten freitags nicht mehr in die Schule oder Uni, sondern auf die Straße.
Der Ursprung der Bewegung
Doch wer ist eigentlich dieses 16-jährige Mädchen, das seit August 2018 durch die Medien kursiert? Greta Tintin Eleonora Ernman Thunberg kommt aus Schweden. Sie ist die ältere von zwei Töchtern einer Opernsängerin und eines Schauspielers. Vom Klimawandel hat sie laut eigener Angaben zum ersten Mal in der Schule gehört, als sie 8 Jahre alt war. Angefangen hat es bei ihr anschließend mit der Maßnahme, das Licht im Haus auszuschalten, um Strom zu sparen. Weiter ging es mit dem Verzicht auf Flugreisen und ihrer veganen Ernährungsumstellung.
Nach dem Gewinn eines Schreibwettbewerbs mit dem Thema Umweltpolitik im Mai 2015 eröffneten sich für sie durch entstandene Kontakte neue Möglichkeiten des Engagements und sie erlangte schnell eine größere Reichweite. Inzwischen ist sie weltbekannt, steht auf der Liste der 25 einflussreichsten Teenager 2018 und übte sich bereits im Redenhalten auf dem Weltklimagipfel.
„The real power belongs to the people” äußerte sie dort. Dies steht in Einklang mit der Art und Weise ihres Aktivismus. Sie möchte nicht länger die Politiker*innen anbetteln, zu handeln, sondern ihnen klar machen, dass ein Wandel geschehen wird – auch ohne ihr Zutun und ihren Einfluss. Gretas Bedingung, auch freitags wieder die Schulbank zu drücken? Schweden soll das Pariser Klimaabkommen 2015 einhalten. Und nicht nur Schweden setzt sie unter Druck. Sie fordert alle Staaten zur Intensivierung der Klimaschutzbemühungen auf. Besonders kritisiert sie die Lebensweise der Luxusgesellschaften in Schweden und verbindet deren Wohlstand mit einer hohen Verantwortung. Alle reichen Staaten sollen ihre Emissionen von der Verbrennung fossiler Energieträger um 15% senken und innerhalb von sechs bis zwölf Jahren auf 0 reduzieren.
Beeindruckend finden viele, dass die junge Umweltaktivistin nicht nur redet, sondern auch nach ihren eigenen Überzeugungen handelt. Nicht nur reist sie selbst zu weit entfernten Orten mit dem Zug statt mit dem Flugzeug, sondern sie boykottiert auch Veranstaltungen, bei denen die anderen Teilnehmer*innen das Flugzeug als Verkehrsmittel nutzen. Dies war z.B. beim Kinder- und Jugendklimapreis des Energieversorgungsunternehmens Telge Energi der Fall, bei dem sie ihre Teilnahme am Finale zurückzog.
Die Bewegung
Das Politikversagen sehen auch die Organisator*innen und Mitstreiter*innen von FridaysForFuture. Das Hauptindiz: Seit 1995 findet jährlich eine Klimakonferenz statt, trotzdem sind bei fast allen Mitgliedern steigende Treibhausgasemissionen zu verzeichnen. Folglich muss die junge Generation ihre eigene Zukunft in die Hand nehmen.
Reaktionen
Und wie reagieren die Erwachsenen auf die leeren Unterrichtsräume und auf Banner wie „Rettet meine Welt!“, „Klimaschutz statt Kohleschmutz“ und „Wir sind hier! Wir sind laut! Weil ihr uns unsere Zukunft klaut!“?

(c) Lilith.
Rund 20.000 Wissenschaftler*innen aus dem deutschsprachigen Raum haben eine Stellungnahme unterzeichnet, die die Ziele der Klimaschutzbewegung unterstützt. Eltern mischen sich inzwischen mit dem Slogan „Parents for Future“ immer mehr unter die jungen Massen. Aber auch Kritiker*innen gibt es nicht zu wenige. Einige von ihnen kommen aus der Klimawandel-Leugner*innenecke. Andere sehen die Schulpflicht als wichtiger als politischen Aktivismus an und sind der Meinung, dass sich Schuleschwänzen nicht so leicht rechtfertigen ließe. Aber auch einige Klimaschutzbefürworter*innen sind skeptisch. Ob die Schüler*innen wirklich verinnerlichen, für was sie da auf die Straßen gehen? Oder ob sie in ihrem Alltag doch weiterhin Flugzeug fliegen und Supermarktfleisch konsumieren? Und überhaupt: Klimaforderungen sollten von Wissenschaftler*innen und Expert*innen gestellt werden – und nicht von Schüler*innen.
So sieht das auch der FDP-Politiker Christian Lindner, der mit seinem Statement, dass Klimaschutz etwas für Profis sei, für Aufmerksamkeit sorgte. Der Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag Dietmar Bartsch hingegen begrüßt die Proteste. Aus der CDU positionierte sich Philipp Amthor. „Politisches Interesse der Schüler finde ich immer gut. Dem können sie aber auch in ihrer Freizeit nachgehen”. Demzufolge sollten die Proteste auf den Nachmittag verlegt werden.
Insgesamt bleibt es weiterhin spannend, was die Bewegung erreichen und wie sie auf lange Sicht fortgeführt wird. Es lohnt sich einen gespannten Blick auf die kommenden Freitage zu werfen.
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