Der Pride-Month Juni ist zwar gerade vorüber, für die Rechte queerer Menschen muss aber weiterhin gekämpft werden. Und wie diese Kämpfe mit der Black Lives Matter-Bewegung zusammenhängen, das erklärt euch unsere Autorin Mare in folgendem Text. Und ein kleiner Extratipp für diejenigen unter euch, die ein Netflix-Abo haben: über die Schwarze Aktivistin Marsha P. Johnson gibt es dort eine sehr empfehlenswerte Doku!
28. Juni 1969. Bei einer Polizei-Razzia des Stonewall Inn in der New Yorker Christopher Street kam es zu gewaltvollen Auseinandersetzungen mit der Polizei, nachdem diese Menschen auf brutale Weise verhaften wollte. Viele der Besucher*innen der Bar hatten in ihrem Leben schon viel Polizeigewalt erfahren. Immerhin war das Stonewall Inn eine „Schwulenbar“, oder genauer gesagt, viele Menschen, die trans*, homo- oder bisexuell waren, besuchten die Kneipe. Viele, die zu den Aufständen in der Nacht dazu kamen, waren sogar obdachlos. Von ihren Eltern verstoßen lebten sie am Rand der Gesellschaft.
Es gibt in der LGBTQ*-Community viele Debatten, wer den ersten Stein geworfen hat. Oft wird gesagt, es wäre die Schwarze trans* Frau Marsha P. Johnson gewesen. Auf vielen Demos wird noch heute ihr Gesicht auf Schildern und T-Shirts getragen. Ob sie tatsächlich auch den ersten Stein geworfen hat ist umstritten. Und egal. Denn was zählt, ist, dass nach den Stonewall-Aufständen eine massive Bürgerrechtsbewegung losgetreten wurde, der wir viele unserer heutigen Rechte verdanken. Und was wir nicht vergessen dürfen, ist, dass viele der Aktivist*innen wie Marsha P. Johnson immer noch zu einer stark diskriminierten Gruppen gehört: Schwarze trans* Menschen.
Wir leben im 21. Jahrhundert, im Jahr 2020. Vieles hat sich seit Stonewall zum Guten verändert. Vieles läuft noch immer schlecht. Aber es gibt Hoffnung, dass sich einige Dinge zum besseren entwickeln werden, denn Tausende Menschen protestieren weltweit und wollen Veränderung. Ihr Motto: Black Lives Matter.
Black Lives Matter. Schwarze Menschenleben sind wichtig. Es ist wichtig, diese Aussage zu wiederholen, immer und immer wieder, auf den Straßen, aber auch in unserem Alltag, selbst nachdem der Medienhype um die Proteste abgeklungen ist. Denn selbst wenn die Berichterstattung über Rassismus nachlässt, heißt das nicht, dass wir Rassismus hinter uns gelassen haben. Aber wo stehen wir da als LGBTQ*-Community?
Ich denke, wir haben eine doppelte Rolle: Einerseits können und sollten wir solidarisch mit der Bewegung sein. Immerhin kämpfen seit Jahrzehnten Aktivist*innen dafür, dass wir selber frei leben und lieben können. Da sollten wir auch Menschen unterstützen, die sich für dasselbe einsetzen, und auch unsere eigene Community besteht auch nicht nur aus weißen Menschen ohne Migrationshintergrund.
Andererseits müssen wir auch bei uns selber anfangen. Denn nur weil unsere Community durch einen Kampf um Recht und Anerkennung zusammengekommen ist, heißt das nicht, dass wir selber davor geschützt sind, andere bewusst oder unbewusst mit unseren Vorurteilen zu verletzen. Und es heißt auch nicht, dass wir Rassismus direkt verstehen können, nur weil wir selber Diskriminierungserfahrungen gemacht haben.
Welches rassistisches Verhalten gibt es bei uns in der Community? Was für Erfahrungen machen Schwarze, queere Menschen und queere Menschen mit Migrationshintergrund? Wie kann ich am Besten helfen? Welches Verhalten muss ich selber bei mir ändern?
Das sind Fragen, die wir uns alle stellen sollten. Und am besten finden wir Antworten, indem wir zuhören. Zuhören, lesen und lernen. Damit wir an einer besseren Zukunft für alle arbeiten können, unabhängig von der Sexualität und dem Geschlecht, aber auch der Hautfarbe, Herkunft und Religion.
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