Hass und Beleidigungen im Netz sind nach wie vor ein großes Problem. Ob es nun um Politik, die neuesten Corona-Verordnungen oder schlicht und ergreifend um authentische Geschichten aus dem Leben eines*einer Blogger*in geht — auf die Hater wartet man in der Regel nicht lange! Unsere Autorin Marie macht sich in diesem Text ein paar Gedanken darüber, woher dieser immense und oft anonym herausgebrüllte Hass rühren könnte — und erzählt außerdem davon, was sie motiviert, trotzdem weiterzumachen.
Ich schreibe über ein Thema, das man als Blogger, Youtuber und Influencer kennt und mit umzugehen lernen muss.
Jeder Mensch, der öffentlich in den sozialen Medien steht, über sein Leben berichtet oder sich komplett öffnet und angreifbar macht, damit auf den sozialen Medien eventuell noch Geld verdient, muss eine Sache in Kauf nehmen und sich ein dickes Fell zulegen – und wenn man das nicht kann, wird man wahrscheinlich von Zeit zu Zeit an sich selbst zweifeln und sehr darunter leiden:
Die allseits bekannten HATER in den sozialen Medien.
Oft frage ich mich, wieso es online so viele beleidigende, angreifende Menschen gibt, die kein Blatt vor den Mund nehmen und nicht davor scheuen, mit bösen Begriffen und Anschuldigungen um sich zu werfen. Die das Leben Anderer auseinandernehmen, einfach alles schlecht machen und nicht auch nur einmal dran denken, dass es deren Leben ist und nicht das eigene.
„Leben und leben lassen“. Das interessiert niemanden.
Ich denke, dass all das etwas mit hochgradiger Missgunst zutun hat, weil das eigene Leben eventuell nicht so läuft, wie man es gerne hätte. Viele Menschen haben ein Problem damit, laut zu werden, sich zu öffnen und über kritische Themen zu reden. Schwächen zuzugeben und sich damit authentisch und selbstbewusst zu präsentieren.
Und das ist etwas, was ganz viele öffentliche Blogger tun:
Sie verhalten sich eben genauso. Öffnen sich gegenüber einer Vielzahl fremder Menschen, zeigen, dass Schwäche in Ordnung ist. Und dafür müssen sie einiges aushalten von wahrscheinlich denjenigen, die genau das nicht können und auf diese „Gabe“ neidisch sind, denn es ist etwas Gutes, das zu können. Man motiviert, man reflektiert sich selbst.
Obwohl sie einen nur als „Boxsack“ dafür benutzen, weil sie etwas kompensieren müssen, werden diejenigen fertig gemacht, die, wie zum Beispiel ich auf Instagram, ehrlich Schwächen und auch scheiß Zeiten im Leben präsentieren, um Anderen ein gutes Gefühl zu geben. Ein Gefühl von Verbundenheit, ein Du-bist-nicht-allein-Gefühl.
Nicht nur ein perfektes, aufgesetztes Leben. Aber egal, ob man eben authentisch ist und „die Wahrheit“ zeigt, oder sich dafür entschieden hat, nur perfekte Situationen aus dem Leben zu zeigen und damit eine spezielle Reichweite in eine Art Traumwelt einzuladen, gibt es diese Hater, die niemals ihr Leben ändern würden, um erfüllter zu sein, die sich niemals trauen würden, über ihre eigenen Schwächen zu reden, aber ganz groß dabei sind, genau die, die das nämlich können und tun – und damit anderen helfen und motivieren – durchweg schlecht zu machen und zu denken, es würde jemanden jucken.
Am besten geht das natürlich so anonym wie möglich. Fake-Profile, kein abonnieren des Profils und auch spionieren lassen. Mit jedem Beitrag, jedem „nackt machen“, indem man aus dem Herzen spricht und Schwächen zugibt, bietet man eine Angriffsfläche für all die, die damit nicht umgehen können, dass man so selbstreflektiert und selbstbewusst ist, sich nicht einschränken lässt.
Influencer, die Geld mit sozialen Medien verdienen, müssen Neider und Hater akzeptieren, ob sie wollen oder nicht. Denn, wenn sie sich einschränken, hat das große Ausmaße. Sie würden Abonnenten verlieren, die Reichweite würde sich verkleinern und die Folge ist, dass Kooperationen eventuell gekündigt werden.
Ich blogge auf Instagram und bekomme keinen Cent dafür. Ich habe nichts zu verlieren, es hängt nichts davon ab, was ich preisgebe und wie sehr ich mich Fremden gegenüber öffne. All das, was ich erzähle, mache ich freiwillig und weil ich so viel positive Rückmeldungen bekomme von Menschen, die ich noch nie im Leben gesehen habe. Sie fühlen sich motiviert und freuen sich darüber, dass ich authentisch bin, kritische Themen anspreche und vor allem Themen, die jeden beschäftigen.
Ich frage mich, was Hater für ein Ziel damit haben, ihre Missgunst überall zu verteilen.
Es ist ein leichtes Spiel, anonym, nicht mal mit einem Foto auf dem Profil, zu beleidigen und mit bösen Beschimpfungen, um sich zu schmeißen. Man kann diejenigen nicht nachverfolgen, es ist einfacher, online respektlos zu sein und ordentlich die Sau rauszulassen, als wenn man dieser meist fremden Person auf der Straße gegenübersteht.
So ist das nunmal.
Niemand würde auf eine fremde Person zugehen und ihm persönlich ins Gesicht sagen:
„Deine Kleidung sieht richtig scheiße aus, wie kannst du denn sowas nur anziehen, das würde ich nie tun.“
„Du kaufst Erdbeeren, obwohl gerade gar keine Saison ist? Ich würde das ja nicht machen.“
„Du bist fett, ich verstehe gar nicht, wieso dein/e Partner/in mit dir zusammen ist.“
„Dein Kind ist alt genug, um keine Windeln mehr zu tragen, es tut mir echt leid, solche Eltern zu haben.“
Versteckte, unsichtbare Hater sind gefährlich, denn sie würde niemals mit der Wimper zucken, so sehr zu verletzen, zu beschimpfen, zu mobben, dass sie selbst eine Grenze sehen. Anonym ist Bösheit grenzenlos.
Und anscheinend tut es gut, jemanden das fühlen zu lassen, was man selbst fühlt. Hater tun das Gegenteil davon, ihre bösen Worte für sich zu behalten, wenn sie nichts Nettes zu sagen haben und das macht den Begriff „Hater“ überhaupt erst aus, denn das ist ihre Aufgabe: Nicht leise zu sein, auf keinen Fall das, was ihnen nicht passt, für sich zu behalten und die Person damit zu verschonen.
Der Sinn dahinter ist, all den Bloggern so gut es geht, ein extrem schlechtes Gefühl zu geben, DAMIT sie sich schlecht fühlen und an sich selbst zweifeln. Sie wollen, dass Menschen sich schlecht fühlen, weil sie sich selbst schlecht fühlen.
Was ist das bitte für ein beschissenes Mindset.
Authentische Blogger, wie zum Beispiel ich, wollen, dass es Menschen, die sich schlecht und allein fühlen, besser geht. Ich öffne mich mit Themen, um verschlossenen Menschen zu zeigen, dass sie trotzdem gehört werden.
Und Andere wollen, dass es mir schlecht geht.
Wird es nicht. Es wird mir niemals schlecht gehen, wenn sich Andere darum bemühen.
Dafür bin ich zu stark und wünsche das all den anderen Bloggern, Youtubern und Influencern da draußen auch. Glaubt an euch und an das, was ihr vermitteln wollt.
Und den Hatern wünsche ich, diesen stillen Zorn loszulassen.
Es wird euch nicht glücklicher und erfüllter machen, Andere unglücklich zu machen.
Mehr dazu:
- Unsere Autorin Veronika Rieger hat bereits mehrere Texte zum Thema Hass im Netz veröffentlicht.