Meine Mantren: Gesundheit und Self-Care während der Corona-Krise

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(c) Tim Goedhart (Unsplash)

Teamsport, Schwimmbad, Fitness-Studio oder Meditationskurs: Was uns ansonsten Struktur und Entspannung beschert, ist leider momentan nicht möglich. Was also tun? Auf Online-Angebote zurückgreifen? Irgendwie müssen wir uns schließlich um uns selbst kümmern, eine Balance finden, richtig? Unsere Autorin Mare hat aufgeschrieben, wie sie die Sache mit der Self-Care in Zeiten der Pandemie angeht.

„Wir beginnen. Einatmen. Ausatmen. Ohhhhm.“ 

Ich atme ein. Ich atme aus. Ich fühle mich vollkommen bescheuert dabei, wie ich im Schneidersitz auf dem Boden sitze und der Frau auf dem Computerbildschirm dabei zuhöre, wie sie auf einer Sprache schief Wörter singt, die weder ich noch sie verstehen. 

Ich mag Yoga. Oder besser gesagt: ich bin im Fitnessstudio gerne in die Yogakurse gegangen. Genauso wie ich gerne schwimmen war und in den Kampfsportverein gegangen bin. Oder einfach nur am Ende eines langen Tages ein bisschen im Park eine Runde spazieren war.

Was ich nicht mag, sind Online-Yogakurse, die unbedingt dem ganzen einen esoterischen Flair geben müssen, indem Worte rezitiert werden, die keiner versteht (oder noch schlimmer, die man lieber nicht verstehen würde a la „Ich fühle Mondenergie in meinem Herzen wachsen!“). Aber mir bleibt momentan dank Corona nichts anderes übrig, als mich von Video von Video zu klicken, um merkwürdige Mantren-Gesänge zu vermeiden.

Dabei können Mantren hilfreich sein. Gerade in dieser Zeit. „Ein Mantra kann eine Silbe, ein Wort oder (meistens) eine Wortfolge sein, die wiederholt aufgesagt, gedacht oder gesungen wird“, sagt das Online-Wörterbuch. Und ich habe auch Mantren. 

Ich mache es, um gesund zu sein und mich um meinen Körper zu kümmern. Nicht um irgendeinen Schönheitsideal zu entsprechen. Immer und immer wieder. Ich mache es, um gesund zu sein. Und irgendwie stimmt das auch.  Mir geht es so gut wie noch nie. Plötzlich ist da Energie, wo vorher nie welche war. Und auch die chronischen Rückenschmerzen lassen nach. Und trotzdem. Mit jedem Kilo, das auf der Waage fällt, kommt das Erfolgsgefühl.

Aber dann kommt der Schnitt. 

Bleib mal lieber zu Hause und geh nicht zum Training. Herunterfahren des öffentlichen Lebens. Kontaktverbot. Und jetzt auch noch das böse Wort mit Q. 

Unterstimulierung. Energieüberschuss. Zukunftsängste. Rückenschmerzen. Frustessen. Home-Workouts und Online-Yogakurse. Seit Tagen kein Blick auf die Waage. Und mein Mantra. Ich mache es, um gesund zu sein.

Ich versuche es zu dem Mantra von allem zu machen, was ich in diesen Tagen tue. Für meine körperliche Gesundheit und für meine geistige. Denn einige Tage ziehen sich hin, strecken sich aus, fühlen sich an, als müsste ich mich durch Stunde um Stunde kämpfen, denn hinter jedem Gedanken warten die Sorgen. An anderen Tagen überschlagen die Stunden sich. Mit jeder Vibration vom Handy kommt die Angst um schlechte Nachrichten, von der Tagesschau oder dem Bekanntenkreis, und oft genug kommen sie auch.

Ich mache es, um gesund zu bleiben. An manchen Tagen heißt das, dass mein Wecker um 8 klingelt, denn ich brauche einen Tagesrhythmus. Frühstück. Yoga. Arbeit. Mittagessen. Hausarbeiten. Cardio-Training. Abendessen. Gruppenchats auf Discord oder Brettspiele mit den Mitbewohnern. Fast schon das Gefühl von Normalität.

Ich mache es, um gesund zu bleiben. An manchen Tagen heißt das, dass ich mich mit dem Snackvorrat in eine Decke auf dem Sofa einwickle und eine Staffel von irgendeiner dummen Serie auf Netflix in einem Rutsch durchgucke. Denn die Ereignisse überschlagen sich, genauso wie die schlechten Nachrichten. Wir durchleben momentan eine globale Pandemie, keinen normalen Hausarrest. Die beste Version von mir selber in der Quarantäne ist nicht die, die fünf neue Sprachen anfängt und einmal komplett das Haus grundreinigt, während sie Gewichte stemmt. Die beste Version von mir selber, ist die, die es da irgendwie durchschafft. Das ist genug. Das ist genug. Das ist genug.

Zwei Gedanken gehören zu meinem Mantra: Ich darf nicht aufgeben. Ich muss mich um mich selber kümmern, darf nicht versinken in Angewohnheiten, die mir am Ende nur schaden.

Und: Wenn ich mich schone, meine Batterien auflade, die Kekspackung für ein bisschen Glückgefühl leer esse, dann kümmere ich mich auch um mich. Ich kümmere mich darum, durch den Tag zu kommen.

Es ist ein Balanceakt. Ständig fühle ich, wie ich von der einen Seite zu der anderen schwanke. Aber genau für sowas hat mir Yoga ein Mantra mitgegeben. Einatmen. Ausatmen. Und auf einen Punkt direkt vor mir konzentrieren. Und nicht zu weit nach vorne oder oben gucken. Dann fällt das mit dem Gleichgewicht leichter. 

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