Kinderbetreuung, Haushalt, Lohnarbeit: Eltern — und insbesondere Mütter, an denen nach wie vor ein Großteil der Care-Arbeit hängt — haben enorm viele Aufgaben zu bewältigen, um den Laden am Laufen zu halten. Wie kann eine sinnvolle Aufgabenteilung aussehen, wenn man mit der*m Partner*in zusammenlebt? Müssen Mütter lohnarbeiten? Was sollte sich in unserer Gesellschaft ändern, damit sich auch Alleinerziehende nicht permanent am Rande der Erschöpfung befinden? Über all das macht sich unsere Autorin Marie in ihrem neuen Text Gedanken. Viel Spaß beim Lesen!
Ich bin mir nicht sicher, ob das Mamasein als Vollzeitjob zählt, wenn sie auch noch Vollzeit arbeitet und nebenberuflich den Haushalt am Laufen hält. Dann ist das Mamasein eher ein Nebenjob. Schade.
Die Gesellschaft sieht es als normal an, dass Frauen eine Vielzahl an Jobs gleichzeitig machen:
– Mutter werden, was überhaupt erstmal eine ganz neue Lebenseinstellung ist
– Das Kind oder die Kinder großziehen, inkl. eventuelle Elternzeit
– Arbeiten und Geld zum Leben verdienen
– Den Haushalt machen, Essen kochen und zu Hause in jeglicher Hinsicht den Laden schmeißen
Also eine Vollzeitaufgabe, die überhaupt keine Freizeit und keinen Freiraum mehr beinhaltet. Ist das richtig so? Muss man das so akzeptieren, wenn man unbedingt Kinder bekommen möchte?
Das ist so viel, dass Zeit für sich selbst überhaupt nicht mehr in den Tag passt. Ein Gefühl des „funktionieren Müssens“, nicht mehr wirklich zu leben.
Und wenn das jeden Tag so läuft, ist es selbsterklärend, dass all das, was sie tut, ein enormes Gesundheitsrisiko ist.
Es gibt Frauen, die können das, die haben solch eine Belastungsgrenze, dass all das kein Problem darstellt. Da habe ich wirklich Respekt vor.
Es gibt so viele Frauen, die keine Kinder bekommen, sondern nur arbeiten und ihren Haushalt machen, damit überfordert sind oder sich gar nicht vorstellen können, nebenbei und nachts noch die Energie für ein Kind oder mehrere Kinder zu haben. Das finde ich nicht verwerflich, sondern verantwortungsvoll sich selbst und seiner Gesundheit gegenüber, denn wenn die Gesundheit nicht läuft, läuft das Leben nicht.
Wenn eine Frau aber gerne Kinder möchte, wird erwartet, dass sie alles andere nebenbei auch noch macht. Ein Zusatz an Arbeit, ein zusätzlicher Job, denn natürlich ist es viel nervliche – und vor allem körperliche Arbeit, Kinder in die Welt zu setzen und großzuziehen.
Früher war es „normal“, dass Frauen zu Hause die Kinder betreuen, den Haushalt machen und der Partner arbeiten geht, damit man sich Wohnung und Lebensmittel, eben alles, was zum Leben dazu gehört, leisten konnte. Die Frau hatte mindestens genau so viel zu tun wie der Mann, wenn nicht oft sogar ein wenig mehr, denn die Nachtschicht war inklusive und Feierabend hat man so gut wie nie. Das Mamasein ist eine Lebensaufgabe.
Mit der Zeit sind mehr Frauen arbeiten gegangen, haben beides bewältigen können, was ich persönlich sehr, sehr stark finde.
Ich denke, es sind insbesondere alleinerziehende Mütter/Väter, die leider keine Wahl haben und bis an ihre Grenzen gehen. Aber natürlich möchten oft auch Mütter, die nicht alleinerziehend sind, arbeiten gehen und unabhängig ihr Geld verdienen, auch das ist vollkommen okay. Beide Fälle sind für die Gesellschaft aber anscheinend ein Muss.
Und das finde ich nicht okay.
Ich finde es nicht verwerflich, wenn das Leben mit Kind und Partner so geregelt ist, dass nur einer von beiden arbeiten geht und der jeweils Andere alle anderen Aufgaben übernimmt. Wir sind nicht ewig jung und haben eventuell auch nicht ewig eine intakte Gesundheit, die zudem nicht gefördert wird, wenn man permanent an seine körperliche- und psychische Belastungsgrenze geht und eben das wird so, so, so oft von der Gesellschaft erwartet.
Selbst wenn die Mutter nur in Elternzeit ist und danach wieder arbeiten gehen möchte, ist die oft erste Frage: „Wann gehst du denn wieder arbeiten?“.
Ich finde das nicht fair und fänd es besser, wenn die Gesellschaft toleranter wäre und nicht erwartet, dass man bis zur Grenze kämpft und dass man nicht verurteilt wird, wenn nur einer von beiden arbeiten geht, denn der Andere arbeitet ja auch. Nur eben nicht für Geld und da liegt meistens der Fokus drauf, es geht immer um das Geld.
Wer kein Geld verdient, ist schwach und wird weniger angesehen.
Wer kein Geld verdient, ist faul.
Wer kein Geld verdient, ist nur wegen dem Geld mit dem Partner zusammen.
Wer kein Geld verdient, ist weniger intelligent.
Wer kein Geld verdient, bekommt Geld vom Staat.
Dabei sind das alles einfach nur gesellschaftliche Vorurteile und Druck.
Es ist es meiner Meinung nach egal, ob man sich das Geldverdienen teilt oder nur einer von beiden dafür arbeiten geht, am Ende ist es gemeinsames Geld in geteilter Arbeit.
Und das wichtigste ist, dass sich die Familie damit wohl fühlt, denn nur darum geht es. Es geht niemanden etwas an, wie man sein Leben führt und dieser Druck sollte weniger werden.
Mein Appell an all die Mamas, die den Laden zu Hause schmeißen und die Kinder betreuen, damit sie nicht mit erst ein paar Monaten in die Kita müssen und so lange wie möglich Zeit zum Entwickeln haben, während der Mann arbeiten geht:
Ihr seid stark, ihr seid selbstlos und ich wünsche euch, dass dieser Druck von außen irgendwann endlich aufhört.
Wenn ihr glücklich seid und es eurer Familie gut geht mit dieser Entscheidung, ist es mehr als richtig. Und nur darauf kommt es an, lasst all das Gelaber von außen einfach an euch vorbeiziehen. Denn DAS ist falsch, nicht euer Leben.
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