Die Autorin, deren Name nicht genannt werden darf

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Jules Marvin Eguilos / Unsplash

Heute begrüßen wir eine*n weitere*n neue*n Autor*in auf meinTestgelände: Amelie Z., herzlich willkommen! So stellt Amelie sich selbst vor: „Hey, ich bin Amelie [they/them] und möchte vor allem hier um meine Gedanken zum Queer ein, der Welt und eigentlich allem anderen teilen. Seit dem Tag an dem ich das Schreiben gelernt habe, nutze ich dieses Mittel um meine Gedanken auszudrücken. Manchmal kommt etwas Brauchbares dabei raus, das könnt ihr dann hier lesen :)“ Und damit hat they vollkommen recht! Hier also ein absolut brauchbarer Text von Amelie:

Seit ihrer Veröffentlichung 1997 erfreut sich die Buchreihe Harry Potter großer Beliebtheit. Mit den Verfilmungen, Spin-offs, Parodien und eines der vielfältigsten Fandoms, gehört Harry Potter zu den popkulturellen Einflüssen des 21. Jahrhunderts. Diese These lässt sich relativ einfach bestätigen. Dafür muss nur die Frage: „Was ist dein Hogwartshaus?“ gestellt werden. In den meisten Fällen wird darauf eines der vier Häuser folgen. Es gibt fast niemanden, der noch gar nichts da von Harry Potter gehört hat, und zumindest die Filme kennen eigentlich alle.

J. K. Rowlings Ansehen
Dabei galt die Autorin Joanne K. Rowling bis jetzt immer als liebenswürdige Person. Zwar war sie, aufgrund des Universums rund um die Zaubererwelt, berühmt und reich geworden, jedoch setzte sie sich zum Beispiel auch für Frauenrechte ein und spendete einen Teil ihres Vermögens. Mit der Zeit gab es immer wieder vereinzelte Kritik. Zum Beispiel weil sie für nachträglichen Ergänzungen am Buch Twitter nutzte oder die Filmreihe „Fantastische Tierwesen“ startete. Es gab jedoch keine größeren Skandale und auch generell war es sehr still um die Harry Potter-Autorin.

Der Tweet, der alles änderte
Dies änderte sich alles mit einem Tweet am 6. Juni 2020. Dabei ging sie auf einen Artikel ein, in welchem der Term „people who menstruate“ (menstruierende Menschen) anstelle von „Frauen“ genutzt wurde. Sie kritisierte die Verwendung dieser Umschreibung, indem sie folgendes twitterte: „I‘m sure there used to be a word for those people. Someone help me out. Wumben? Wimpund? Woomud?“ (Ich bin mir sicher, es gab früher ein Wort für diese Menschen. Kann mir jemand helfen? Darauffolgend Wörter welche dem Wort Women/Frau ähneln.)
Nach diesem Tweet hagelte es an Kritik. Doch warum eigentlich?

Transphobie
Der Term „menstruierende Menschen“ inkludiert all die Leute, die keine Frauen sind und trotzdem monatliche Menstruationen erfahren. Also zum Beispiel trans* Männer oder nicht-binäre Menschen (Personen, die sich nicht dem binären Geschlechtersystem zugehörig fühlen.) Demzufolge richtete sich J. K. Rowlings Kritik nicht an das Wort an sich, sondern war vielmehr versteckte Transphobie. Diesen Standpunkt zeigte sie auch nochmal deutlicher am selben Tag in weiteren Tweets. Dabei vertrat sie die Meinung, dass trans Menschen dafür sorgen würden, dass das Konzept des physischen Geschlechts (engl. sex) zerstört wird. Dadurch würde, laut Rowling, keine gleichgeschlechtliche Liebe existieren können, außerdem würden Frauen entwertet. Hierbei zeigt sich lediglich Rowlings Unwissenheit zum Thema Geschlecht.

Der Unterschied zwischen gender und sex
Im englischsprachigen Raum gibt es eine deutliche Unterscheidung zwischen dem körperlichen Geschlecht, welches sex genannt wird, und dem sozialen Geschlecht, bezeichnet als gender. Sex ist dabei alles, was man an Geschlechtsmerkmalen und Chromosomen erkennen kann. Gender ist die Bezeichnung dafür, wie sich eine Person fühlt. Bei trans* Menschen unterscheiden sich sex und gender, und viele versuchen aufgrund dessen, ihr Äußeres dem Inneren anzupassen, um sich wohler zu fühlen. Dabei wird jedoch die Grundlage des sexes nicht zerstört, wie J. K. Rowling behauptet.

J. K. Rowlings „Meinung“
Trotz vieler Erklärungsversuche beharrte Rowling weiterhin auf ihrer „Meinung“ und veröffentlichte ein wenig später einen rund 3000 Wörter langen Aufsatz über trans* Menschen. Dieser beinhaltet zum einen Vermutungen darüber, dass das „Identifizieren“ von Menschen als trans aktuell ein Trend sei. Außerdem äußerte sie, dass sie, wenn sie später geboren wäre, sich vielleicht selbst als trans „identifiziert“ hätte, um ein besseres Leben als Mann zu führen. Außerdem hält sie trans* Frauen nicht für richtige Frauen. Ihrer Überzeugung nach handelt es sich hierbei um Männer, die Frauen in Umkleidekabinen oder auf Toiletten belästigen wollen.

Gender dysphoria
Diese Erklärungen sind äußerst lächerlich, da es zum einen nachgewiesen ist, dass die meisten trans* Menschen gender dysphoria oder andere Arten von Unwohlsein rund um ihr Geschlecht verspüren. Ein Zustand, der auftritt, wenn das sex nicht mit dem gender übereinstimmt, und zum Beispiel zu Depressionen, Angststörungen, Essstörungen und Panikattacken führen kann. Dabei kann dysphoria durch die verschiedensten Dinge wie das Nutzen der falschen Pronomen oder der falschen Kleidung ausgelöst werden. So ist es also wissenschaftlich erwiesen, dass Transsein keine Entscheidung ist. Abgesehen davon würden sich diese Menschen dann theoretisch auch dazu „entscheiden“ weniger Rechte zu haben und von Menschen wie Rowling diskriminiert zu werden.

Die Bücherreihe ohne Autor*in
Nach diesem Skandal hat sich ein großer Teil der Fans gegen Rowling gewendet. Um trotzdem noch Harry Potter-Fan bleiben zu können, wird aktuell entweder versucht zu verschweigen, dass Harry Potter eine Autorin besitzt oder jede beliebige fiktive oder reale Person anstelle von J. K. Rowling eingesetzt. Also zum Beispiel Daniel Radcliffe, Hermine Granger oder Marsha P. Johnson. Manche gehen sogar soweit, dass sie J. K.s Namen in ihren eigenen Büchern überkleben oder -malen. Außerdem wird versucht, keinen offiziellen Merch oder Fanartikel zu erwerben, damit man sie so nicht weiter unterstützt. Hierbei ist wirklich hervorzuheben, dass offene Unterstützung von Rowling schädlich für die LGBTQ+-Community ist. Somit möchte ich an jeden Menschen appellieren, welcher sich als Teil der Community oder als Ally sieht. Alle, die ihr Reichweite geben, unterstützen ihre „Meinung“ und schaden der LGBTQ+-Community.

Mehr dazu:

Hey, ich bin Amelie [they/them] und möchte vor allem hier um meine Gedanken zum Queersein, der Welt und eigentlich allem anderen teilen. Seit dem Tag an dem ich das Schreiben gelernt habe, nutze ich dieses Mittel um meine Gedanken auszudrücken. Manchmal kommt etwas Brauchbares dabei raus, das könnt ihr dann hier lesen :)