Klima, Krise, Kneipe – KKK

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Yasin Arıbuğa via Unsplash

Was können wir tun, um die Klimakatastrophe abzuwenden? Und wie können wir Menschen erreichen, die sich damit einfach nicht auseinander setzen wollen? Wie können wir mit denen sprechen, die den Klimawandel für ausgedacht halten? Unser Autor Abdul hat da so einiges ausprobiert. Klima, Krise, Kneipe – vielleicht ist diese Alliteration ja hilfreich? Sein Kneipen-Gespräch mit Dirk aus Duisburg lest ihr hier.

Dirk: Dat gibt’s alles gar nicht.

Was meinst du?

Dirk: Ja dat mit dem Klimawandel und sowat.

Wie kommst du jetzt darauf?

Dirk: Hab dat im Fernsehen gesehen, dat die Welt untergehen soll und so ne scheiße. Stimmt aber alles nicht.

Hast du denn die ganzen Berichte verpasst?

Dirk: Wat denn für Berichte?
Von den ganzen Wissenschaftlern. Dirk: Ne hab ich nicht.
Erderwärmung? Dirk: Ne hab ich nicht.
1,5 Grad? Dirk: Ne hab ich nicht.
Klimaschutz? Dirk: Ne hab ich nicht.
Umweltkatastrophen?? Dirk: Ne hab ich nicht.

 

Klimakrise? Dirk: Ne aber Flüchtlingskrise.
Gletscherschmelzen? Dirk: Ne aber Özi, kenn ich.
Greta Thunberg?

Dirk: Ja Hömma DIE kleine Kuh, sag mal hat die keine Hobbys oder wat? Ich sach dir wat, dass Problem mit der alten ist, dass man in Schweden erst mit 20 trinken darf. Hömma wenn die ne Jugend hätte, würde die auch keine Bäume umarmen und gestrandete Wale gießen, sondern feiern und saufen.

Ich mag die Konversationen mit Dirk. Die sind immer so, besonders. Dirk ist unser alter Nachbar und der Mensch, der versucht hat, mir als Kind die Welt zu erklären. Mit Welt ist natürlich Duisburg gemeint. Mehr als Duisburg kennt Dirk nämlich nicht. Das Problem ist das ich mit den Jahren gemerkt hab, dass Dirk zu 90% scheiße labbert. Besoffen scheiße labbert. Dirk ist ein besoffener Rassist, Sexist und MSV Duisburg Fan. Mittlerweile erkläre ich Dirk die Welt. Was eine echte Mammutaufgabe ist. Wie möchtest du Beispielsweise einen betrunkenen

Rassistischen, Sexistischen Verschwörungstheoretiker die Klimakrise erklären?

In der Kneipe bin ich auf eine Idee gekommen. Eine Methode die ich damals im Dialogmarketing gelernt habe. Nutze die Lebensrealität, um deinen Punkt Schlüssig zu erklären. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.

Ey Dirk! Dirk: JA?
Wat liebst du mehr als deine Frau? Dirk: Bier!

Diese Antwort ist bei Dirk so berechenbar, wie die Katastrophe, falls Armin Laschet wirklich Bundeskanzler geworden wäre.

Siehst du Dirk, die Fleischindustrie und Tierhaltung ist eines der Probleme bei der Klimakrise. Bier ist zum Beispiel vegan, ist doch voll cool, oder?

Dirk: Wat für Vegan, bist du bescheuert oder wat?

Natürlich ist Bier vegan!

Dirk: Niemals, in Bier ist auch Fleisch drin.

Da ist höchstens Fleisch drin, wenn ich dir dein Bier Glas in die Fresse **

Okay ich gebe nicht auf und überlege weiter womit ich diesen, mit Bier vollgelaufen Pudding Panzer überzeugen kann. Ich muss zu drastischeren Methoden greifen. Ich muss mit Ängsten spielen, mit Ängsten hat es auch schon eine Partei geschafft die Stimme von Dirk zu gewinnen.

Ey Dirk! Dirk: JA?

Weißt du wie du es schaffen kannst das keine Flüchtlinge mehr

herkommen? Dirk: Wat wie das denn?

Falls wir durch Verändern unseres Verhaltens die Klimakrise abwenden können, werden keine Klimaflüchtlinge kommen. DENN, ist die Klimakatastrophe nicht mehr abwendbar, werden vor allem die jetzt schon heißen Regionen der Erde unbewohnbar sein.

Weißt du was das bedeutet? Dirk: Nein, was denn?

Das ganz viele kleine Braungebrannte Abduls nach Deutschland

kommen. Dirk: Nein bitte nicht.

Oh doch, stell dir vor wie viele Afrikaner, Araber und Menschen aus dem ganzen Orient nach Deutschland kommen. Dort ist es nämlich am wärmsten auf der Erde. Ganz viele Abduls die nach wenigen Jahren besser Deutschsprechen als du, fleißiger arbeiten als du, und vor allem, werden sie dir das ganze Bier wegtrinken Dirk!

Dirk: Nicht mein Bier bitte nicht!

Gut ich bin auch nicht das größte Vorbild, wenn es um die Bewältigung der Klimakrise geht. Ich bin freitags auch lieber in der Kneipe und streite mit meinen Dirks und Mannis. Ich kann mir auch nicht vorstellen auf meinen kleinen Mini zu verzichten, aber ich stelle den Wasserhahn ab, wenn ich meine Zähne putze. Ich singe unter Dusche auch nicht mehr das neue Album von Apache runter und ich mach mir auch sehr gute Gedanken ob der bequeme Flug nach Berlin wirklich so erforderlich ist.

Jeder noch so kleine Beitrag ist ein Beitrag, ich hoffe ihr habt euer Kreuz bei der Wahl richtig gesetzt und seit bitte, und das ist noch viel wichtiger, seit bitte nicht so ein Dirk.

Mehr dazu:

Ich bin Abdul und komme aus Duisburg. Ich studiere in Essen Philosophie und Geschichte auf Lehramt. Ich bin Poetry Slammer aus'm Pott! Auf meinTestgelände bin ich über vergangene Projekte gestoßen. Geblieben bin ich, weil mir die Gender-Themen wichtig sind. Ich persönlich denke, dass gerade eine wichtige Entwicklung zu Gender-Fragen und Sexualitäten stattfindet und dazu möchte ich mich hier äußern, da ich diese in meinem Studium nicht groß vertiefen kann. Die Plattform ermöglicht mir aktuelle Debatten der geschlechtersensiblen Pädagogik aufzugreifen, ein Anspruch den ich mir selbst stelle, der aber auch meiner Meinung nach in den nächstes Jahren immer mehr an Relevanz, vor allem an Schulen, gewinnen wird. Darüber hinaus kann ich durch die Plattform eigene Erfahrungen teilen, dabei zähle ich Männlichkeit, Rassismus und Sexismus zu meinen Kernthemen.