Kleidung - typisch "Frau", typisch "Mann"?

20220301_Kleidung (McCutcheon_Unsplash)

Wir freuen uns, dass Lenny jetzt für meintestgelände schreibt. Im ersten Text geht es um Kleidung:  „Röcke sind für Mädchen und Jeans für Jungen […], Stöckelschuhe für Frauen, Anzugschuhe für Männer”. Kleidung wird Geschlechtern zugeordnet, doch warum eigentlich? Ist es nicht männlich ein Kleid zu tragen oder sich die Fingernägel zu lackieren? Warum gibt es überhaupt geschlechterspezifische Mode? Das sind Fragen, um die es in Lenny’s Text geht.

„Was hast du denn da?“ fragte er und guckte auf meine Fingernägel. Alle mehr oder weniger gut lackiert, mit Grün und Blau. Meine linke Hand besser als meine rechte, da ich Rechtshänder bin und meine linke Hand nicht so geschickt ist. „Was?“ fragte ich angsterfüllt, was als Nächstes folgen würde. „Na deine Fingernägel. Warum hast du dir die lackiert?“. Jetzt kam sie. Die Frage, die ich versucht hatte die ganze Zeit zu vermeiden. Es war aber letztendlich nur eine Frage der Zeit, wann er sie entdecken würde, denn wir spielten uns gerade für Volleyball ein. „Einfach so. Warum denn nicht?“ fragte ich. Eine Gegenfrage, die er wahrscheinlich nicht vermutete, denn er sagte „Ich dachte bloß, du willst damit irgendwas sagen“. Irgendwas sagen. Ja, vielleicht wollte ich damit „irgendwas sagen“. Sagen, dass ich tragen kann, was ich will. Dass ich meine Finger lackieren kann, wenn ich es will und wie ich es will. Jedes mal als ich meine Finger lackiert hatte, war es in Blau, Grün oder Schwarz, hatte ich Angst, irgendjemand würde es sehen. Ich hatte Angst, ich würde nicht der „Norm“ entsprechen. „Der Norm“, was ist das überhaupt. Ein Begriff, der je nach Kulturkreis und gesellschaftlicher Akzeptanz etwas anderes ist. In unserer westlichen Welt muss eine männlich gelesene Person „männliche Attribute“ vorweisen. Dinge wie Stärke, Kraft, keine Emotionen. Das Lackieren von Fingernägeln gilt als „unmännlich“ als „du bist alles andere als Hetero“. Aber nicht nur die Farbe von Nägeln, sondern so gut wie alles steht unter dem Stern der Trennung zwischen „weiblich“ und „männlich“. Jobs, Fähigkeiten, Gefühle und Kleidung. Röcke seien für Mädchen und Jeans für Jungen ist die Premisse, unter der viele Kinder, so auch ich, aufwachsen oder aufgewachsen sind. Stöckelschuhe für Frauen, Anzugschuhe für Männer. Allem wird ein Geschlecht zugewiesen. Aber wenn es eine Sache gibt, die am wenigsten Geschlechtsbezogen ist, dann ist es Kleidung. Sie kann in all ihren Formen und Farben Wärme als auch Kälte spenden und die Gefühle einer Person abbilden. Ein guter Geschmack hat nichts mit sexueller oder romantischer Orientierung eines Menschen zu tun. So sei es. Aber im realen Leben, in der Welt, in der alles in Schubladen gesteckt wird, sowohl Dinge als auch Menschen, ist es ein Verbrechen, als Mann eine Bluse oder einen Rock zu tragen. Eine furchtbare Angewohnheit. So verfahren die Lage scheint, gibt es auch Promis die sich ganz bewusst gegen diese „gesellschaftlichen Regelungen“ stellen. Lil Nas X, Billy Porter oder Harry Styles könnte man als Beispiele für eine positive Entwicklung diesbezüglich nennen. Sie ernten Spott, Hass und Neid aber bekommen für ihre Auftritte und Statements, die sie mit ihren verschiedensten Kleidungen setzen, auch Lob und Anerkennung. Das wichtigste hierbei ist aber, dass sie Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene, ermutigen das zu tragen, was sie wollen. Sie zeigen, dass diese Form der Auslebung der eigenen Persönlichkeit allen offensteht. Sie tragen es in die Öffentlichkeit, wodurch das Thema viele Menschen erreicht. Wir brauchen aber viel mehr Menschen wie sie. Menschen, die gegebene „Regelungen“ wie diese umwerfen und für ungültig erklären. Kleidung hat kein Geschlecht und doch alle. Sie nimmt das Geschlecht an, das die Person, die sie trägt hat. Wenn ein Mann ein Kleid trägt, hat nicht der Mensch das Geschlecht geändert, sondern das Kleid. Gleichzeitig muss man berücksichtigen, dass zum Beispiel Transmenschen manchmal nur durch stereotypische Kleidung ihr Geschlecht ausleben können bzw. wollen. Also wenn zum Beispiel eine Transfrau nur „weibliche“ Kleidung trägt, wie Röcke, Leggings etc., fühlt sie sich als Frau. Das sollte von allen akzeptiert werden. Kleidung hat das Geschlecht, das ich ihr gebe.

Hi, ich bin Lenny. Ich interessiere mich für Vielfalt, Gleichstellung, Mode und Musik und schreibe dementsprechend über diese Themen. Meine Ansichten üben dabei einen (sehr) starken Einfluss aus. Alle können andere Meinungen zu einem Thema haben, das ist ganz natürlich. In meinen teile ich aber oft nur meine Ansichten. Liebe Grüße, Lenny :)