Wir hatten Corona

Wir hatten Corona

2020 ging die Corona Pandemie in Deutschland richtig los und es war für uns alle etwas Seltsames, immer Präsentes und vor allem Gefährliches. Marie hat die Pandemie als junge Mutter mit zwei kleinen Kindern durchlebt: alle hat´s erwischt und das hat richtig Angst gemacht.

Anfang 2020 ging die Corona-Pandemie los und es war sowas von spannend, wie sich alles entwickelte. Die Menschen sahen so komisch aus, mit dem medizinischen Mund-Nasen-Schutz, als wären sie schwer krank, als wäre etwas ganz Schlimmes in der Welt ausgebrochen, hochansteckend und gefährlich. Und so war es ja irgendwie, aber die erste Zeit lang war es einfach nur seltsam, wie die Welt plötzlich eins wurde. Jeder, einfach jeder wusste, was Covid-19 ist. Jeder musste eine Maske tragen, jeder wusste, was diese Pandemie ist. Ich fand es einfach extrem faszinierend.
Leider wurden mit der Zeit in den Medien ständig von schweren Verläufen und Todesfällen berichtet. Ich habe kaum Meldungen über Genesene bekommen oder dass die meisten Menschen einen milden Verlauf hatten. Diese Pandemie ging ganz schnell Richtung Intensivstation, Atemnot und Tod.
Das hat mir Angst gemacht und meinem Umfeld auch.
Vielleicht haben wir auch übertrieben gehandelt, aber meine Hände sind nach und nach kaputt gegangen, durch das permanente Desinfizieren. Überall hat man seine Hygienetücher und das Desinfektionsgel rausgeholt.
Ein ständiger Kampf gegen die Angst vor Corona-Viren.
Ich wollte auf keinen Fall infiziert werden und meine Kinder sollten es erstrecht nicht.
Kinder starben, Babys starben, die Menschen starben laut den Medien langsam, aber sicher aus. Ich hatte echt Angst um meine Familie.

 Das erste Jahr verging, dann verging das zweite Jahr. Ich war so stolz, wie wir das gemeistert hatten, selbst mein Sohn hat sich, nachdem er eingeschult wurde, nicht infiziert. Um uns herum gab es immer mehre Coronafälle.
Was hatten wir für ein Glück, dass es uns nicht getroffen hat!
Meinem Sohn haben die Kuscheleinheiten mit seiner Oma gefehlt, sie war als Risikopatientin sehr vorsichtig.
 Meine einjährige Tochter setzt sich zu Hause den medizinischen Mundschutz auf den Kopf, es ist unglaublich, dass selbst dieses kleine Wesen schon weiß, dass das Leben ein Leben mit Mundschutz ist. Sie hat mich das erste Mal mit einer FFP2-Maske im Gesicht gesehen, als sie auf die Welt kam.
Nachdem wir an einem Nachmittag im Januar in Berlin auf dem Spielplatz waren – natürlich nicht, ohne uns vorher tagelang immer wieder getestet zu haben, das war ja der Alltag – haben wir spontan meine Familie getroffen und mein Sohn hat einfach mal endlich seine lang ersehnte Kuscheleinheit mit seiner Oma eingefordert.

 Am nächsten Tag war er positiv.
Seine Oma ist zum Glück negativ geblieben, aber mein Sohn hat, nach zwei Jahren Pandemie, seinen zweiten Strich auf dem Schnelltest gehabt. Ich war komplett überfordert und hatte Angst. Einfach Angst, ihn zu verlieren. Ich habe mir die schlimmsten Szenarien vorgestellt und war so überfordert – hatte ja noch meine einjährige Tochter – dass ich ihm seinen Quarantänebereich in seinem Zimmer eingerichtet habe. Er hat den großen Fernseher reingestellt bekommen und ich habe ständig gelüftet.
Es war ein komisches Gefühl, ich hatte Angst vor seinen Viren, die er durch die Gegend gehustet hat, ich hab ihn irgendwie als „fremdes Wesen“ gesehen, den ich meiden musste.
 Dieses Gefühl habe ich ihm natürlich nicht gegeben, aber innerlich hatte ich einen großen Konflikt mit meiner Angst und meiner Sorge.
Meine Tochter durfte sich auf keinen Fall anstecken und meine zweite Impfung war doch schon über ein halbes Jahr her! Meinen Boostertermin hätte ich genau in dieser Woche gehabt, musste ihn aber absagen.

 Jedes Mal, wenn mein Sohn ins Bad gegangen ist, bin ich ihm desinfizierend hinterher gerannt. Meine Tochter wollte zu ihm ins Zimmer, aber das habe ich mit seinem Polizei-Absperrband „abgesperrt“. Ich war wirklich überfordert.
 Sind wir überhaupt noch sicher vor dem Virus, wenn es schon im Haus ist?
 Am Abend habe ich ein Kratzen im unteren Hals bemerkt. Oh nein. Es ging mir auch irgendwie nicht mehr so gut. Aber sowas habe ich öfter, das wird am nächsten Tag weg sein.

 Am nächsten Tag war ich positiv. Und meine Tochter auch. Scheiße.
Der Papa der Kinder ist als Einziger negativ geblieben. Seine Booster-Impfung ist nicht lange her, hat er dadurch einen besonders hohen Schutz gehabt? Ich weiß es nicht.
 Mein Sohn war wieder fit, ihm ging es so gut, als wäre nie etwas gewesen. Meine Tochter hatte normale, leichte Erkältungsanzeichen und ich lag komplett flach und habe jeden Tag ein neues Symptom dazu bekommen.
 Halsschmerzen, Husten, Ohrenschmerzen, unglaubliche Schwäche, dann hat mein linker Arm so wehgetan, dass ich Schmerzmittel nehmen musste. Ich hatte mehrmals Nesselsucht und hatte Probleme beim Atmen.

 Jeden Abend bin ich mit der Angst schlafen gegangen, dass es wirklich ernst wird. Zähle ich überhaupt noch als geimpft? Meine Kinder dürfen ihre Mama nicht verlieren!
Ich habe versucht, mich im Internet zu belesen und habe nur Horrorgeschichten gelesen: „Probleme beim Atmen, kurz danach verstorben“, ES HAT MICH WAHNSINNIG GEMACHT! Ich war kurz davor, ein Testament zu schreiben, einfach wegen all der Nachrichten, die ich gelesen habe, im Bezug auf meine immer mehr werdenden Symptome!

 Eine Woche später waren wir alle wieder negativ, zwei Symptome sind bei mir noch zwei Wochen lang geblieben und danach hatte ich den nächsten Infekt, mit denselben Symptomen. Nesselsucht bekomme ich bis heute immer wieder und der Schnupfen ist auch noch da.

 Ich finde, dass einem viel zu viel Angst gemacht wurde. Das Gleichgewicht in den Nachrichten, zwischen Todesfällen und mildem Verlauf, ist nicht mehr normal.
Das finde ich sehr schade.
 Wahrscheinlich wird jeder mindestens einmal infiziert sein, ich denke, da kommen wir nicht drum herum. Wie das alles noch wird mit dieser Pandemie, weiß ich nicht, aber ich hoffe, dass es bald ein Ende hat und der Virus zu einer normalen Krankheit wird, gegen die man geimpft wird und jeder sie gut übersteht.

Mein Name ist Marie (26), ich lebe mit meinem Sohn in Berlin - Blogge, lese, schreibe gerne und beschäftige mich so intensiv mit den Bedürfnissen des Menschen, der Vielseitigkeit unserer Persönlichkeit und Lebensqualität, dass ich ganze Bücher verfassen könnte!