sabylonica ist fraysexuell. Was das heißt und was es für ihn*sie bedeutet hat, dies herauszufinden, lest ihr in seinem*ihrem neuen Text!
Sobald eine emotionale beziehungsweise platonische Bindung zu einer Person besteht, kann ein fraysexueller Mensch keinen Sex haben. Besteht keine emotionale beziehungsweise platonische Bindung, hat ein fraysexueller eher Sex. Als ich den Begriff für mich entdeckte, war mir einiges klar und ich bin fraysexuell.
Ich hatte viele Intimitäten, aber nie hatte ich Intimität mit einer Person, die ich kenne. Ich konnte mir ebenso nie vorstellen, mit einer kennenden Person Sex zu haben. Das hat wahrscheinlich viele verschiedene Gründe, wie Unsicherheit oder anderes. Diese Unsicherheit jedoch habe ich nie mit Personen, die ich nicht kenne. Weiter ausgeholt, kann ich mir nicht vorstellen, mit einer Person Sex haben, mit der ich das Vergnügen schon wenige Male hatte. Ich habe mir immer wieder die Frage gestellt, warum das so ist, aber nachdem ich für mich den Begriff entdeckt habe, spielt das Warum keine Rolle mehr. Ich bin’s.
Während Intimität für viele etwas Persönliches darstellt, ist es für mich lediglich eine Begierde, die zu einem Akt für Befriedigung der bestehenden Lüste führt. Liebe spielt mir dabei keine Rolle und wer die Person gegenüber von mir ist, spielt ebenso wenig eine Rolle. Früher dachte ich, dass es meinerseits eingebildet sei, aber heute weiß ich, dass ich fraysexuell bin. Zwar mache ich mir keine Gedanken darüber, warum ich es bin, aber wenn ich mir überlege, denke ich, dass es tatsächlich Unsicherheit ist, die mich aufhält, mit kennenden Personen Sex zu haben. Die Unsicherheit ist wahrscheinlich, etwas falsch zu machen, nicht gut genug zu sein oder der gegenüberliegenden Person nicht zu gefallen. Klar wäre es einfach für mich, mit der Person über meine Sorgen und Ängste zu sprechen, aber einfacher ist es, die Intimität zu Personen mit emotionaler und platonischer Bindung zu vermeiden.
Sobald ich Sex mit Personen habe, die ich nicht kenne und es dazu kommt, dass sie mich kennenlernen wollen, drücke ich mich von den Situationen und spätestens dann kann ich mit der Person keine Intimität mehr eingehen. Mit Personen, die ich nicht kenne und Sex habe, kann ich keine platonische Bindung aufbauen.
Anders schaut die Situation auf romantischer Ebene aus. Eine romantische Bindung kann ich zu allen aufbauen. Zusammengefasst kann ich mit Personen eine platonische Bindung aufbauen, aber keinen Sex haben oder ich habe sexuelles Empfinden und kann keine platonische Ebene erreichen. Aber auf die romantische Bindung kann ich mit allen eingehen.
Mir persönlich ist es wichtig und macht es deutlich einfacher, eine Bindung zu einer Person in die genannten drei Ebenen aufzuteilen. Die platonische, romantische und sexuelle Bindung. Alle drei Ebenen sind voneinander unabhängig und die platonische Ebene betrifft Familie, Freund*innen, Bekannte und Verwandte. Die romantische Ebene habe ich zu sehr vertrauten Freund*innen, aus frühkindlicher Sozialisation heraus, zur Familie und zu den Geschlechtern, von denen ich angezogen bin und die ich kenne oder auch nicht. Das sexuelle Empfinden habe ich zu den Geschlechtern, die mich anziehen, die ich jedoch nicht kenne. Diese Einteilung gibt mir die Möglichkeit, über mein Verhalten und meiner Persönlichkeit nachdenken zu können und ist, finde ich, ein wichtiger Schritt für eine gute Selbstreflexion.
Alle Formen der Bindung und des Empfindens sind legitim und richtig. Es ist wichtig, für sich zu überlegen, wo man steht oder stehen möchte, was man will und vor allem, um Einverständnis zu fragen und generell über Unsicherheiten zu sprechen und sich auszutauschen, was man will und worauf man steht. Sich auszuprobieren ist ebenso wertvoll, über eigene Grenzen zu springen und Neues entdecken oder empfinden. Offenheit ist der Schlüssel für Selbstfindung und wird durch so vieles erleichtert, wenn es auch nur die Begriffsfindung ist, die auf einen selbst zutrifft. Vor allem ist es wichtig zu wissen, dass alle sich die Zeit nehmen, die sie auch brauchen und Rückschläge als Erfolg nach vorne sehen.