I‘m not like other girls

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Seit Jahren kursieren im Internet immer wieder Posts mit der Prämisse „I‘m not like other girls“. Das Ziel ist simple, sich selbst von „den anderen“ abzugrenzen und als besser darzustellen. Die Funktionsweise ist dabei immer die Gleiche. Es werden Frauen verglichen und in zwei Kategorien eingeteilt.

Die „other girls“ und die, welche nicht wie diese sind. Sehr charakteristisch ist es hierbei, dass die „other girls“ die modernen Schönheitsstandards vom Anfang der 2000er widerspiegeln. So sind sie häufig dünn, haben lange blonde Haare, tragen freizügige und feminine Kleidung und teilweise auch nicht sehr intelligent.
Im Gegensatz dazu stehen die „Not like other“ girls. Diese decken eine breite Palette an Eigenschaften ab. So lieben sie zum Beispiel Essen beziehungsweise Pizza, spielen gerne Videospiele, schauen Netflix, mögen keine Parties und kein Make-up und tragen am liebsten Schwarz und wenig körperbetonte Kleidung.
Diese Beiträge haben ihren Ursprung vor allem in der internalisierten Misogynie der Erstellenden. Dieses Phänom beschreibt den Zustand, wenn Frauen unterbewusst sexistisches Gedankengut auf andere Frauen und auch sich selbst übertragen und so andere abwerten.
Erlernt wird internalisierte Misogynie unter anderem in der Kindheit vieler Mädchen. Unsere Gesellschaft ist immer noch stark von konservativen Rollenbildern geprägt. So wird häufig zum rosafarbenen Kleid gegriffen oder die Puppe zu Weihnachten geschenkt. Durch diese ständige Konfrontation mit allem „femininen“ gegen den eigenen Willen entsteht langsam eine Antihaltung. Nach und nach wird das Feminine abgelehnt und die Mädchen, welche in dieses Bild passen, abschätzig behandelt.
Außerdem unterstützen auch die Medien dieses Schwarz-Weiß-Denken. So ist in Filmen für jüngere Zielgruppe die Antagonistin häufig die Verkörperung der „other girls“. Die Protagonistin hingegen wird als einzigartig und besonders dargestellt. Es kommt auch vermehrt dazu, dass die Antagonistin für ihr Verhalten beschämt wird. Zusätzlich entwickelt der männliche Protagonist häufig Gefühle für die Protagonistin und begründet dies dann wiederum damit, dass sie so besonders und einzigartig sei. Somit wird unterbewusst suggeriert, dass dieses Verhalten erstrebenswert ist und dass sich die Mädchen am besten nicht wie „other girls“ verhalten sollten. Diese Szenarios sorgen dafür, dass bereits in der Kindheit für viele die Grundsteine zur internalisierten Misogynie gelegt werden. Verstärkt wird das Ganze häufig durch das Verlangen nach männlicher Anerkennung. Ein Phänomen, welches ebenfalls durch oben genanntes ausgelöst wird.
Es kommt zur Entstehung von sogenannten Pick-me girls, welche aufgrund internalisierter Misogynie Männer beeindrucken wollen und deshalb selbst sexistisches und misogynistisches Gedankengut reproduzieren. Im Prozess werden so andere Frauen abschätzig behandelt und unter anderem „geslutshamed“. Es wird hervorgehoben, dass doch Jungen die viel besseren Freund*innen seien und dass man sich mit ihnen grundsätzlich besser verstünde, da es weniger Drama gebe.
Genau diese Narrative sorgt für die Entstehung der „not like other girls“ posts. Mädchen und Frauen wollen sich aufgrund des in der Kindheit Gelernten von den „other girls“ abgrenzen. Statt einfach jede ihr eigenes Leben leben zu lassen, werden sie beleidigt und abschätzig behandelt. Zusätzlich ist es möglich, dadurch Männer, welche selbst sexistisch oder misogynistisch Denken, von sich zu überzeugen.
Aufgrund unserer immer noch patriarchischen Gesellschaft wächst fast jedes Mädchen mit internalisierter Misogynie auf. Häufig wird die „i‘m not like other girls“ Phase durchlaufen. Zwar erstellt nicht jede gleich solche Posts, jedoch wird ihnen zugestimmt und sie werden durch Interaktionen am Leben gehalten. Wichtig ist es jedoch, diese internalisierte Misogynie zu erkennen und aktiv dagegen anzukämpfen, denn andere Frauen sind nicht der Feind, patriarchische Strukturen, welche Frauen unterdrücken, schon.

 

Hey, ich bin Amelie [they/them] und möchte vor allem hier um meine Gedanken zum Queersein, der Welt und eigentlich allem anderen teilen. Seit dem Tag an dem ich das Schreiben gelernt habe, nutze ich dieses Mittel um meine Gedanken auszudrücken. Manchmal kommt etwas Brauchbares dabei raus, das könnt ihr dann hier lesen :)