Die Anerkennung von Arbeit ist stark davon abhängig, ob damit Geld verdient wird. Marie leistet Carearbeit, sie ist 24/7 für ihre Familie in Bereitschaft. Geld verdient sie damit aber nicht und verliert damit auch Ansprüche wie bspw. beim Elterngeld. In ihrem neuen Text lest ihr, was Marie alles leistet und wie sie für sich selbst eine angemessene Honorierung definiert.
Wer kennt es nicht, dieses Vorurteil? „Nur wenn man Geld bekommt, ist es Arbeit“.
Also nur, wenn man für seine Leistungen mit Geld entlohnt wird, ist es echte Arbeit.
Ich verstehe den Sinn dahinter nicht ganz.
Als ich 2015 meinen Sohn bekommen habe und in Elternzeit war, war ich logischerweise zu Hause und habe kein Geld „verdient“, also ich habe für meine Leistungen kein Geld bekommen.
Auch als wir nach meiner Elternzeit auf einen Kita-Platz warten mussten, habe ich ihn zu Hause betreut und kein Geld verdient.
Arbeit war es trotzdem. Und zwar ziemlich viel, Tag und Nacht.
Eine Arbeit, die ich geliebt habe und immer noch liebe.
Aber es war Arbeit und man kann seine Arbeit lieben, das ist vielen glaube ich nicht bewusst.
Wer hat jemals die Regel aufgestellt, dass Arbeit nur Arbeit ist, wenn man Geld dafür bekommt? Wenn das so wäre, könnt ihr mir alle beim Innenausbau unseres Hauses helfen! Ihr bekommt kein Geld dafür, deswegen ist es ja auch keine Arbeit für euch!
Ich finde es ein wenig schade, wie einfältig manch einer denkt, als gäbe es nur Schwarz und Weiß. So ist es aber nicht, ganz im Gegenteil.
Wenn man in Elternzeit ist, hat man ein Haufen Arbeit. Wenn man sich dann nach der Elternzeit die Aufgaben mit dem Mann teilt, man selbst zu Hause arbeitet, indem man den Laden am Laufen hält, sich um die Organisation von Kind und Familie kümmert, den Haushalt macht, das Essen macht, sich überhaupt um all die Pflege eines harmonischen Zusammenlebens kümmert, ist das Arbeit.
Arbeit, die ich persönlich gerne mache.
Arbeit ist nicht immer gleich etwas, was man nicht gern macht.
Ich liebe meinen Job zu Hause, aber es ist Arbeit.
Und für diese Arbeit bekomme ich keinen Cent.
Elterngeld bekomme ich! Den Mindestsatz von 300 Euro, weil ich ja vorher nicht gearbeitet habe! GEARBEITET. Ich war vorher nicht in einem Betrieb tätig und habe keine finanzielle Entlohnung bekommen, deswegen bekomme ich jetzt nur das Mindeste und darf schauen, wie ich alle Kosten unter einen Hut bekomme, damit mein Schulkind und mein Baby alles haben, was sie brauchen und ICH auch. Ich brauche auch diverse Dinge, man mag es kaum glauben.
Und es juckt ja niemanden, dass ich davor nicht faul vor dem Fernseher gesessen habe, sondern meinen Sohn großgezogen- und nebenbei sogar versucht habe, zu studieren.
Wie ich das Bafög zurückzahle, kann ich mir auch überlegen.
Manchmal möchte ich diese Arbeit nicht machen, manchmal nervt es mich, manchmal möchte ich alles liegen lassen, Urlaub nehmen oder eine Vertretung finden.
Aber das geht nicht.
Es ist eine selbstständige Arbeit und gleichzeitig eine Arbeit, die ich für jemanden mache, nämlich für meine Familie. Da gibt’s keine Vertretung und keinen (spontanen) Urlaubsanspruch, keine Krankheitstage.
Warum nehmen das so viele Menschen nicht für voll? Das sind übrigens meistens diejenigen, die das noch nie gemacht haben, noch keine Familie gegründet haben und daher eine ganz andere Vorstellung haben. Daran wird es liegen, an der eigenen Vorstellung.
Das Leben von Influencern auf Social Media ist Arbeit. Die bekommen sogar eine ziemlich gute Bezahlung dafür. Die machen das auch gerne, beziehen oft ihre Kinder mit ein und machen das von zu Hause aus. Filmen sich beim Haushalt machen, kochen, einfach im Alltag. Eltern, die sich dabei nicht filmen und daher kein Geld damit im Internet verdienen, haben trotzdem eine Arbeit zu Hause.
Ich kann nicht einfach mal so eine Krankschreibung einreichen und „zu Hause“ bleiben, während sich alles um mich herum von selbst regelt.
Ich bin 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche in Bereitschaft, abrufbar. Das ist ein enormer psychischer Stress. Aber es ist eine Arbeit, die ich gerne mache.
Körperlich belastet sie mehr als mancher Beruf.
Ich habe Nachtschicht. Wenn ich nachts gebraucht werde, muss ich aufstehen und direkt funktionieren. Auch das mache ich sehr gern.
Der Haushalt ist nicht damit gemacht, die Spülmaschine ein- und auszuräumen. Das Badezimmer ist nicht sauber, wenn mein Freund mal mit einem Tuch durch das Waschbecken wischt. Da gehört so viel mehr zu.
Der Boden muss nicht nur gesaugt, sondern auch manchmal gewischt werden.
In den Zimmern legt sich Staub auf Flächen ab, die Fenster bekommen Beläge, wenn sie nicht geputzt werden, im Flur wird jeden Tag mehrmals Dreck durch die Schuhe rein getragen.
Kleidung muss gewaschen und getrocknet werden, die dazugehörigen Maschinen müssen gesäubert werden!
Schränke müssen (aus-)sortiert werden, jeden Tag muss das Mittag- und Abendessen geplant und gekocht werden. Und Zwischenmahlzeiten.
Die Wohnung muss bewohnbar sein. Und das ist nur der „Haushalts-Teil“.
Das ist Arbeit.
Ich würde mir wünschen, dass die Menschen anfangen, umzudenken. Ein wenig um Ecken denken.
Wenn man einen tollen Haushalt führt und man sich als Eltern mit dieser Aufteilung wohl fühlt, dann ist es egal, durch wen das Geld auf dem Konto landet, denn es ist ein gemeinsames Leben mit gemeinsamer, unterschiedlicher Arbeit.
Man wird viel zu sehr durch Gesetze und Regeln in seinem Denken geleitet und manipuliert.
Wir Mütter, die zu Hause arbeiten, werden nicht bezahlt.
Das verlangt erstmal auch niemand.
Aber genauso, wie es dann diese Urteile „Das ist keine Arbeit“ gibt, sagen viele, wenn ich eben für diese Arbeit eine Art „Haushaltsgeld“ verlangen würde, weil ich mich für die Arbeit zu Hause entscheide, dass man dafür doch kein Geld verlangen müsse, weil man es gerne macht.
Ergo machen ALLE, die Geld für ihre Tätigkeit bekommen, sie nicht gerne?
Das wäre aber schade.
Ich möchte nicht abhängig sein von der Person, die das hauptsächliche Geld auf das Konto bekommt.
Ein Beispiel:
Für meine Texte, die ich schreibe, bekomme ich Geld. Dabei ist das sogar mein Hobby! Ich sehe im Schreiben meiner Texte keine Arbeit. Und nur weil ich Geld dafür bekomme, ist es Arbeit und ich mache sie nicht gerne, eben weil ich Geld dafür bekomme?
Nein! Ich liebe das Schreiben.
Erkennt ihr das Gegenteil?
Dabei ist mein Alltag Arbeit, ohne dass ich Geld dafür bekomme, während das Schreiben, wofür ich Geld bekomme, für mich keine Arbeit ist, sondern sogar sowas wie Entspannung, weil ich mir Dinge von der Seele schreiben kann.
Arbeit bedeutet nicht gleich Geld verdienen.
Arbeit bedeutet auch nicht gleich körperlich anstrengende Tätigkeiten.
Arbeit ist eine, mehrere oder unterschiedliche Tätigkeit/en, die man beständig macht, Tag für Tag, um etwas zu schaffen, um Erfolge und Fortschritte zu sehen, um zu bereichern.
Wen auch immer.
Sei es den Arbeitgeber, den Kunden oder die Familie.
Arbeit ist für mich, aktiv Erfolge zu schaffen.
Egal wo.
Egal ob mit Bezahlung oder ohne.