TW Gewalt gegen Menschen:
Vielleicht sollten all die Trans*-Hater*innen sich mal diesen Alltagbericht von FaulenzA durchlesen – was es bedeutet, als trans* Person vor die Tür zu gehen, selbst im vielfältigen Berlin: angepöbelt – erniedrigt, mit Gewalt bedroht. Und für uns Allies zeigt sich, wie wichtig Solidarität mit allen, die von sexistischen Übergriffen bedroht sind, ist: immer und überall.
In den letzten Tagen haben sich wieder mehrere transfeindliche Vorfälle in meinem Leben gehäuft. Und nach dem letzten, liegt mein dickes Fell mal wieder zerfetzt am Boden rum. Vielleicht tut es mir gut das mit euch zu teilen? Also, gestern habe ich Straßenmusik mit Akkordeon am Ostkreuz gespielt. Und da fuhren zwei Männer mit E-Rollern an mir vorbei. Und der eine rief mir laut zu: „Transfrauen sind Männer!“. Dann sind sie schnell weitergedüst. Ich habe ihnen noch was hinterhergerufen, was ich hier nicht wiedergeben mag^^. Das tat einerseits gut, weil meistens traue ich mich in solchen Momenten nicht etwas zu sagen, aber andererseits hatte ich auch Angst, dass meine Reaktion die beiden Männer ermuntert zurückzukommen. Das taten die zum Glück nicht.
Die zweite Situation hatte ich abends auf dem Weg zu einer Party. Plötzlich holte mich eine Gruppe von sechs Männern ein. Einer fragte mich „Bist du Junge oder Mädchen?“, ein anderer sagte „Blas mir einen!“. Wieder ein anderer sagte den ableistischen Standardspruch: „Ritzi Ritzi Aua aua. Gib mir deine Emopower“. Ich hab meine Schritte beschleunigt und war sehr erleichtert, dass sie mir nicht mehr lange hinterherliefen. Die Situation habe ich als sehr bedrohlich wahrgenommen und war noch ganz zittrig als ich auf der Party angekommen bin.
Mein dritter transfeindlicher Vorfall aus der letzten Woche ist mir auch beim Straßenmusik machen passiert. Bei dieser Tätigkeit bin ich anscheinend besonders angreifbar, denn fast jedes mal habe ich mindestens eine unangenehme Begegnung wenn ich schnorre oder Akkordeon spiele. Da kam ein Typ, der mir was in den Becher geschmissen hat und dann bei mir und einer Freundin, die mit mir geschnorrt hat, stehen geblieben ist. Ich hab mein Lied weitergespielt, aber der Mann wollte unbedingt mit mir reden. Als ich nicht darauf eingegangen bin und weiter Akkordeon gespielt hab, wurde er sehr unfreundlich. Ich meinte: „Entschuldigung, ich bin Sängerin, ich will jetzt weiter singen“. Und er so: „Sängerin? Du bist doch ein Mann!“ Dann kam der Typ gar nicht mehr klar und hat mich nur noch mit Fragen gelöchert. Vor allem hat ihn brennend interessiert, ob ich einen Penis hab. Die Frage hat ihn gar nicht mehr losgelassen. Ich hab ihm schließlich gesagt dass ich eine Transfrau bin und mir eine Vulva operieren lassen hab. Das hat er mir nicht geglaubt, und mich dann echt noch nach nem Beleg gefragt. Die Freundin von mir die dabei war hat es dann endlich geschafft ihn wegzuschicken. Unsere Laune war dann erstmal im Keller und die Lust auf Musik dahin. Transfeindliche Diskriminierung mischt sich oft mit ableistischen und klassischer Diskriminierung. Wenn eine Transfrau schnorrt und nach wenig Geld aussieht, nehmen es sich Leute viel eher raus sie zu beleidigen. Am Wochenende bin ich vor einer Party im Rewe gewesen und ein Security Mann sprach mich grundlos an und sagte „Die Duschen sind da hinten“. Er meinte natürlich keine Duschen sondern wollte nur sagen, dass Punker_innen stinken und im schicken Prenzlauer Berg-Rewe nichts zu suchen haben. Wieder andere machen sich über vermeintliche Symptome von meinen „psychischen Störungen“ lustig. Wegen vernarbten Armen rufen mir Leute ihr „Ritzi Ritzi aua aua“ hinterher.Andere kommentieren gern meine motorischen und verbalen Ticks oder Selbstgespräche. Von der Norm abzuweichen wird in dieser Gesellschaft von so vielen verachtet und bestraft. Menschen die auf mehreren Ebenen von der Norm abweichen haben es besonders schwer. Ich werde auch deshalb alle paar Tage auf der Straße beleidigt weil eben Menschen auf mich abgehen, die entweder queerfeindlich sind, UND die was gegen Menschen haben die als Verrückt gelten UND die auf ärmere Schichten herabsehen.
Wenn man in mehrfacher Weise zum Rand der Gesellschaft gezählt wird, fühlen sich diese Leute auch umso mehr berechtigt, uns zu beleidigen, auszulachen oder anzugreifen. Je mehr du am Rand der Gesellschaft stehst, desto mehr gilst du als Freiwild. Sich draussen sicher fühlen ist leider ein Privileg. Für eine Welt in der jede_r sein kann wie er_sie_mensch ist! Am 20. November ist Transgender Day of Remembrance. Ein guter Anlass um gegen Diskriminierung aktiv zu werden.
In Liebe und Solidarität mit allen Betroffenen von Diskriminierung
Eure FaulenzA
PS: Ich brauche auch noch dringend Spenden für mein neues Album „Riot Queer“. Und die sammel ich in Form von Vorbestellungen. Noch 101 Vorbestellungen fehlen dann kann ich die Rechnung für Tonstudio und Produktion bezahlen! Ich wäre euch sehr sehr dankbar! Den Link gibt’s auch in meiner Instagram Bio und hier:
https://www.springstoff.com/products/faulenza-neues-album-vorbestellung