Für seinen*ihren neuen Text hat sabylonica sich mal die geschlechtlichen Gesellschaftsverhältnisse angeschaut und diese zum einen anlysiert, zum anderen auch nach Anknüpfungen für Veränderungsprozesse gesucht.
Wir leben in einer Gesellschaft die heteronormativ und binär geprägt ist. Heteronormativität ist eine strukturell verankerte Form gesellschaftlichen Lebens. Was die Norm, die Normalität ist, habe ich bereits in einem Artikel erklärt. Normativ heißt ergänzend ein bindender Maßstab. Das heißt, dass es ein Maß für etwas gibt. In Zusammenhang der Heteronormativität ist der Maßstab klar definiert. Heteronormativ sind Lebensgewohnheiten, die für andere ebenso als Norm dienen soll. Cisgeschlechtlich, heterosexuell und monogam sein zu sollen. Abweichende Identitäten entsprechen nicht dem heteronormativen Maßstab. Zusammengefasst ist die gesellschaftliche Norm patriarchalisch, heteronormativ und binär geprägt.
Binär lässt sich wie folgt weiter definieren. Unsere Gesellschaft definiert verschiedenste Geschlechter. Es gibt drei biologische Geschlechter, intergeschlechtlich*, weiblich* und männlich*. Weiter gibt es mehrere Geschlechtsidentitäten, wie beispielsweise genderfluid, nichtbinär, agender und andere. Letzteres ist das gesellschaftlich entscheidendere, die binäre Geschlechtsstruktur. Unsere Gesellschaft sieht das binäre Bild, es gäbe somit nur weiblich* und männlich*. Das macht sich in vielerlei Baustellen aufmerksam, den Toilettenaufbau als eines der vielen Beispiele genannt.
Nun kommt ein sehr salonfähiges und normalisiertes Beispiel der Binärität, die sexuelle Orientierungsbezeichnung; welche ebenso Ausdruck einiger Sexismen in sich birgt. Beginnen wir mit der Bezeichnung bisexuell. Bisexuell heißt, dass ein Mensch zu beiden binärkonstruierten Geschlechtern eine platonische, romantische und/oder sexuelle Beziehung aufbauen kann. Bi steht für „zwei“, binär heißt auch in etwa „zwei“. Der Ausdruck bisexuell unterstützt somit binäre Gesellschaftsstrukturen. Weiter heißt homosexuell die gleichgeschlechtliche Liebe. Homo kommt aus diesem Kontext aus dem Altgriechischen und bedeutet „gleich“. Ein Nebenfakt, homo heißt im Lateinischen „Mensch“ oder „Mann“, zum Beispiel im Kontext der Evolution. Die Homo Sapiens, da steht das Homo eben für Mann oder Mensch. Mann, ein weiterer gesetzter Maßstab, selbst auf die Evolutionsgeschichte bezogen gibt es allerlei patriarchalische und binäre Vorstellungsirrtürmer.
Wir wissen, vieles, nahezu alles wurde weiß-männlich definiert und aufgebaut. Es ist wichtig das System und dessen Strukturen zu verstehen. Und klar müssen diese verändert werden. Es ist naheliegend zu sagen, um die Gesellschaft und ihre Strukturen zu ändern, muss man mit den gegebenen Werkzeugen arbeiten, somit können wir mehrere Menschen abholen. Die Werkzeuge stellen in diesem Kontext die Sprache dar. Nun ist die Frage, bis wann diese Werkzeuge genutzt werden sollen oder ob und wann wir bestenfalls die Werkzeuge austauschen, um vielleicht sogar effektiver ans Ziel gelangen zu können. Außerdem sollten wir uns die Frage vor Augen führen, zu welchem Preis wir die gegebenen Werkzeuge nutzen wollen.
So gibt es beispielsweise eine Sammelbezeichnung für Personen, die nicht heteronormativ und/oder binär sind: queer. Queer hat den Ursprung im Deutschen von quer und weiter aus dem Lateinischen und bedeutet „drehen“. Und mit diesen Worten, es wird Zeit diese Gesellschaft und diese Strukturen zu drehen!
Es ist wichtig Sichtbarkeiten zu schaffen, Sensibilisierungsprozesse zu fördern und zu fordern und uns Räume anzueignen und nicht darauf zu warten, sie irgendwann zu bekommen. In Bezug auf diesen Artikel sollte kritische Reflexion und Hinterfragung unser Maßstab für die Drehung gesellschaftlicher Strukturen sein. All dies sollte selbstverständlich auf intersektionaler Ebene geschehen. Intersektionalität ist die Zukunft, unser aller Zukunft!