Sabylonica setzt sich nicht nur mit der Queerfeindlichkeit mancher religiöser Institution auseinander, sondern er*sie sucht und findet viel(mehr) Queerness in Religion.
Mit dem Queersein kommen allerlei Einflüsse auf einen Menschen zu. Verschiedenste Einflüsse wie Empowerment, Zuspruch, Gutheißung, aber auch Ablehnung und gar Hass können auf eine Person zukommen. Zweitere Einflüsse, eben Ablehnung und Hass, kommen von verschiedenen Seiten, besonders von Seiten der Religion. Oder viel eher von der institutionellen Religion.Die Religion stellt seit jeher ein begrenztes Spektrum dar, wo man sich nur darin aufhalten und frei bewegen und denken kann. Weit außerhalb der gesetzten Religionsgrenzen erwarten eine Person Spott und Ausgrenzung. Naheliegend, dass für uns bekannte und führende Religionen bei dem Thema Queersein es gleichtun und dieses ablehnen. In diesem Kontext meine ich lediglich die Religionen, die in unserer westlich-weißen Gesellschaft verbreitet sind.In einer heteronormativen und binär-konstruierten Gesellschaft, deren Grundbausteine zum Teil vonder Religion stammen, stellt Queersein keine Gefahr dar, wie die Institutionen der Religionen es behaupten. Stattdessen liegt die Begründung in Gott. Er sei dagegen, weshalb es die Menschen auchsein sollten. Nun kommt ein Paradoxon: Gott sei gegen Queersein, aber Jesus hat auch gleich zwei Väter, Gott und Josef. Oder weiter ausgeholt: sind die Elternteile von Jesu, Maria, Gott und Josef, wohl in einer polyamoren Beziehung?Schon der Gedanke, dass unsere Gesellschaft Gott als männlich konstruiert hat, zeugt von patriarchalen Strukturen, deshalb versuche ich das Konstrukt Gott auszuprägen und ebenso Göttin in meinen Wortschatz einzubauen. Wenn doch die Institutionen der Religionen behaupten, Gott hätte kein Geschlecht, so müsste es doch Gotteslästerung sein, IHN mit „er/ihm“ zu deklarieren. Und außerdem müsste doch Religion das beste Beispiel dafür sein, dass es mehrere Geschlechter alsnur Mann* und Frau* gibt. Ist nun der Gott oder die Göttin, oder auch die Götter*innen, genderfluid, agender oder nicht-binär? Im Endeffekt weiß es nur Gott*Göttin selbst, aber die Mehrheitsgesellschaft gibt das Geschlecht, genauso wie einzelnen Personen.Was ebenso vom Patriarchat der Menschen, oder Männer*, zeugt, ist die religiös-institutionelle Ablehnung von Queersein lediglich auf den Mann* bezogen, weil die Überzeugung da ist, eine Frau* hätte kein Lustempfinden oder gar eine eigene Sexualität. Wir sollten aber alle wissen, dass dies nicht der Fall ist und eine Frau* sehr wohl Sexualempfindungen hat, in dem Sinne hoch lebe die Klitoris. Schon dieser Fakt entkräftet, dass Queersein wider die Natur sei. Was den Mann* angeht ist die Entkräftung ebenso simpel. Der Mann* hat die Prostata. Ein göttliches Geschenk, wiedie Klitoris selbst, ist die Prostata. Beim Einführen eines Fingers, Penis oder Sexspielzeugs durch den Anus beim Mann* befindet sich die Prostata wenige Zentimeter vom After, unterhalb der Harnblase. Und diese Prostata kann man sehr gut stimulieren und führt bestenfalls zu einem Orgasmus. Würde Göttin oder Gott wollen, dass wir Menschen keinen Sex, ob nun queeren oder nicht queeren und allein oder mit mindestens einer weiteren Person, haben, hätten wir wohl keine Klitoris oder Prostata geschenkt bekommen.Wir wissen, dass Religion, Geschlecht, Sexualität und so vieles mehr patriarchalisch, binär und heteronormativ konstruiert hat. Deshalb ist es wichtig, alle Lebensbereiche neu zu denken und neue Sichtbarkeiten zu schaffen. Und es gehört ebenso dazu, mit dem System zu arbeiten, um das Systemändern zu können. Es ist wichtig zu reflektieren und alles kritisch zu hinterfragen, auch die eigene Person. Nur so ist es möglich, die Strukturen nachhaltig zu ändern und zu verbessern.In diesem Sinne, hoch lebe die Klitoris und die Prostata!