Unsere Bank

2023-07-06_mT_Web_Beitragsbild_Billie-Donna-Blue_Bank

Zwei Menschen, verliebt auf einer Parkbank. Ein Mensch, der sie mit seiner Schwulenfeindlichkeit belästigt. Billie Donna Blue schreibt sich die Gefühle und Nachwirkungen dieser Situation von der Seele.

Deine kleinen Gesten, die mich berühren,
lassen mich strahlen, als wäre ich verliebt.
Die Strahlen der Sonne sind bereits weitergezogen
und erhellen nun andere Orte.
Doch wir erwärmen uns weiterhin mit unseren Gemütern.
Auf dieser Bank. Im Park.
Später entscheiden wir, dass diese Bank zu der unseren wird.
Aber vorher treffen wir noch Dich.
Du stolzierst auf uns hinzu.
Und bleibst für eine Weile ohne zu fragen.
Dafür weißt du andere Fragen zu stellen.
Ich verspüre eine konkrete Unsympathie.
Aber ich strahle es nicht aus.
Wahrscheinlich haben wir einladend gewirkt. Auf dich.
Ob du mich etwas fragen dürftest, entgegnest Du mir.
Ich weiß, was folgen wird.
Weil ich es zu oft schon erlebt habe.
Und dennoch stimme ich zu.
„Vielleicht meinst du es ja nicht so“
– schweift mir durch den Kopf.
Ob ich schwul sei, möchtest du wissen.
Gleichwohl scheinst du die Antwort bereits zu kennen,
denn sie ist der Grund deiner Frage.
Es zerschmettert mich, was du darauf erwiderst,
weil du reproduzierst, was mich nicht Sein lässt.
Weil Du bist, was mich nicht Sein lassen kann.
Du beginnst die Bibel zu zitieren,
weil Du mich ablehnst.
Wenngleich Du offenbar anderer Meinung bist,
indem Du heuchelst, deine Nächsten zu lieben.
Unsere Worte erreichen Dich nicht,
weil du nicht verstehen willst.
„Adam und Adam könne nicht funktionieren.“
Du scheinst einen Gott spielen zu wollen,
den Du noch nie in deinem Leben gesehen hast.
Und auch niemals sehen wirst.
Den Horizont scheinst Du nicht blicken zu können.
Und dein Atem riecht verödet.
Wir bitten dich zu gehen,
weil du nicht verstehen kannst.
Du wendest dich ab.
Erschöpft liege ich nun in deiner Geste,
die mich, wie zu Beginn, verliebt fühlen lässt.
Und ich werde getragen durch die Nacht
mit einem Gefühl der Zerissenheit.
Dann. Müdigkeit.

Ich bin Billie und lebe in meiner Geburtsstadt Leipzig. Zum Schreiben habe ich bereits sehr früh meinen Weg gefunden. Es ist meine Verarbeitungsdroge. Dabei äußere ich mich durch Poesie, Prosa oder Kurztext, um mir selbst und anderen queeren Menschen eineStimme zu geben.