AMS zeichnet ein Bild des Alltags als junger Mensch in einer Gesellschaft, die immer mehr zu fordern scheint, als überhaupt leistbar ist.
Ich putze. Ich wasche die Wäsche. Ich koche. Ich frage, wie es dir geht. Ich koche dir was zu
essen. Ich gehe in die Uni. Ich mache eine Gruppenarbeit. Du bist 5 Wochen im Urlaub. Du
willst trotzdem die CP abgreifen. Du sagst, du kannst es ja hinterher ausgleichen. Du fragst
nicht, du sagst. Ich mache eine Gruppenarbeit. Ich sage etwas im Seminar. Du sagst das Gleiche
im Seminar. Der Dozent sagt dir: gut gemacht! Ich schreibe mit. Du schreibst nicht mit. Du
nimmst meine Seminarnotizen. Ich putze. Du hast viel Besuch. Ich putze. Ich sage, bitte putz.
Ich putze. Ich frage, wie es dir geht. Ich überlege, was du brauchst. Ich überlege, was ich falsch
gemacht habe. Ich überlege, wie ich dich unterstützen kann. Ich überlege, was ich dir geben
kann. Ich koche. Ich gehe in die Uni. Ich organisiere eine Mitfahrgelegenheit für uns. Ich
schiebe meinen Terminkalender um, damit wir uns sehen können. Ich frage dich, wie es dir
geht. Ich koche. Ich putze. Ich denke, dass ich müde bin. Ich mache eine Gruppenarbeit. Ich
gehe zur Lohnarbeit. Ich mache Finanzen. Ich kaufe ein. Ich bin müde. Ich gehe in die Uni. Der
Dozent sagt: nehmt es mir nicht übel, ich bin halt älter als ihr, deswegen gebe ich euch
Lebensratschläge. Der Dozent redet. Er redet. Er redet. Er fragt nach Feedback. Er wehrt ab. Er
redet. Er redet. Die Dozentin sagt, wir müssen soziale Projekte im Seminarrahmen machen.
Vielleicht was zu Nachbarschaften. Was zu Generationen. Wir können so viel von den Alten
lernen. Im Stadtbild ist kein Platz für die Alten. Die alten Dozenten reden. Und sie reden. Meine
Familie redet. Ich bin das jüngste Mitglied. Ich höre zu. Ich frage mich, was ich tun kann. Ich
gehe durch die Stadt. Ich habe kein Geld. Es gibt keinen Raum, in dem ich nicht konsumieren
muss. 46% aller 14-29-jährigen sind gestresst. Die größte Gruppe. Genauso bei Angst,
Antriebslosigkeit und Selbstzweifel. Die Lebenshaltungskosten sind gestiegen. Die Klimakrise
ist kaum mehr abzuwenden. Krieg in der Ukraine. Altersarmut wird mit dem Rentensystem
immer wahrscheinlicher. Inflation. Um Wohlstand zu erwirtschaften, muss meine Generation
viel mehr tun als Bisherige. Ich frage, wie es dir geht. Ich koche, ich putze, ich wasche, ich kaufe
ein, ich schreibe mit, ich arbeite, ich studiere, ich fahre, ich frage, wie es dir geht, ich überlege,
was ich tun kann. Den älteren Generationen muss zugehört werden. Wir können so viel von
ihr lernen. Er redet. Im Seniorenheim kommt manchmal Ahmad. Wir sind sehr interkulturell.
Er redet. Ich frage, was braucht ihr von uns. Er redet, er redet, er redet, er redet. Jede*r
vierte*r Student*in lebt in oder an der Armutsgrenze. Noch nie war die Zahl. der an Depression
erkrankten so hoch. Noch nie die Zahl der fehlenden Therapieplätze. Gewalt an trans*
Menschen nimmt zu. Antisemitische Hetze nimmt zu. Rassistische GewalIaten nehmen zu.
Die AfD zweistellig. Hört den alten Leuten zu. Ich wasche, ich kaufe ein, ich putze, ich gehe zur
Uni, ich gehe zur Lohnarbeit, das Geld reicht nicht, was esse ich an den letzten Tagen im
Monat? Wie du warst noch nie in der Oper? Kulturbanause! Ich überlege, ob ich lieber Reis
oder Kartoffeln kaufe, für beides reicht das Geld nicht. Ich schreibe. 150€ für einen Text bringen
mich in den nächsten Monat. Ich gehe zur Therapie.