Feminismen auf der Leinwand

2023-10-10_mT_Web_Beitragsbild_Sabylonica_Feminismen

Sabylonica vergleicht Barbie und Arielle mit Blick auf die Feminismen in den Filmen.

Dieses Jahr ist voll von Kinopremieren. Die zwei größten Highlights waren „Barbie“ und „Oppenheimer“. Überall wohin das Auge reichte, sah man gut eingesetzte Werbung. Selbst mein Feed auf Instagram war voll von Werbungen für Barbie und Oppenheimer. Nach so viel bewusstem und unbewusstem Input entschloss ich mich, die Trailer zu beiden Filmen anzusehen. Mein erster Gedanke wandelte sich von Barbie vs. Oppenheimer zu Weiblichkeit vs. Männlichkeit. Dadurch wie die Filme gesetzt waren, und die Bilder aussahen, kam ein sehr stereotypisches Bild mir vor Augen. Fortan habe ich die Werbungen rund um die Filme mit den binären Stereotypen beobachtet und diese hat sich teilweise bestätigt. Schon allein männlich gelesene Influencer die vor der Kinokasse stehen und leise flüstern, dass sie in den Barbie-Film möchten. Er sollte nur von der Kasse gehört werden, vor anderen wäre es wohl sonst zu peinlich.
Der Kampf zwischen Barbie und Oppenheimer geht weiter. Auf einmal sehe ich Posts, welcher der Filme in welchem Land am meisten gegoogelt wurde. Es sah so aus, dass Barbie etwas Vorsprung hatte. Scheinbar der Kampf des Jahrzehnts. In meinem Freund*innenkreis hat man darüber gesprochen, welchen der Filme wir sehen wollen würden, denn finanzielle Möglichkeit für beide Filme haben wir nicht. Die Influencer*innen dagegen haben beide Filme besucht und ihre Outfits dementsprechend getragen. Mit einem Switch war das knallig pinke Outfit ein braunes, löchriges Outfit. Ich habe lange überlegt und entschied mich schlussendlich für den Barbie-Film.
Barbie war ein versuchter Ansatz die feministischen Seiten aufzuzeigen. Und klar, man kann die feministischen Seiten verstehen und sicherlich hat der Film mit dem Schnitt, der Musik und den Effekten dazu beigetragen unsere Emotionen dafür zu gewinnen, dass der Barbie-Film und die Marke Barbie feministisch ist. Die Kritik an Barbie wurde in dem Film ebenso erwähnt, aber nur kurz, dass Barbie kapitalistisch ist und Stereotype und Schönheitsideale beibringt. Diese Kritik wurde nicht lange thematisiert, der Fokus lag nur auf den Feminismus hinter Barbie. Um genauer zu sein auf den weißen Feminismus. Die Schauspielerin ist weiß, schlank, blond und wie sie sich des Öfteren im Film selbst beschrieben hat, die stereotypische Barbie. Es gab auch andere Barbies zu sehen, mehrere Schwarze und Braune Barbies und eine Hijab Barbie. Diese jedoch waren meist im Hintergrund. Das Augenmerk lag voll auf der weißen Barbie. Es war die weiße Barbie, die allen erklärt hat, dass sie feministisch ist, dass Barbie feministisch ist. Sie hat für alle Barbies gesprochen, dass sie feministisch sind. Die weiße, stereotypische Barbie hat den Feminismus hinter Barbie versucht nahezubringen und dabei den intersektionalen Feminismus außer Acht gelassen. Der Film hat nur gezeigt, dass es den einen Feminismus gibt, den weißen Feminismus. Aber was ist mit anderen Feminismen? Der Schwarze, muslimische, jüdische, hinduistische Feminismus. Der Feminismus of Color, der Feminismus der Indigenen. Oder viele weitere. Die Sichtbarkeiten hinter den intersektionalen Feminismen wurden, wie so oft, unsichtbar gemacht.
Ob nun der Barbie-Film gut war, ja, an sich ist er gut. Er hat einen Aspekt der Feminismen aufgezeigt, aber ob der Film nun mein Highlight war? Nein, mein Kinohighlight dieses Jahr war „Arielle, die Meerjungfrau“. Klar habe ich auch bei diesem Film einiges auszusetzen, aber die Rolle der Arielle wurde gespielt von einer Schwarzen Frau. Es ging, vor allem indirekt, um den Schwarzen Feminismus. Der Film stoß auf sehr viel Hass und Rassismus, angemerkt keine Kritik, da ein Meerjungmensch doch nicht Schwarz sein könne, denn Meerjungmenschen seien weiß. Absurder Gedanke verzweifelter Rassist*innen.
Eine kurze Auffrischung über die Erzählung Arielle. Arielle ist ein Meerjungmensch und verliebt sich in einen Menschen und möchte daraufhin ihre Flossen ablegen und Beine bekommen. Sie möchte mit dem Prinzen zusammen sein und Teil der Menschheit werden.
Und wie schaut es mit Schwarzen Menschen in unserer realen Gesellschaft aus, mit Schwarzen FLITNA*-Menschen? Auch sie wollen ein Teil unserer Gesellschaft sein. Doch mit unseren rassistischen Strukturen verwehren wir Schwarzen Menschen einen Platz in unserer Gesellschaft. Kurz angemerkt, auch andere Minderheiten die Rassismen erleben, wollen Teil der Gesellschaft werden, auch ihnen wird es verwehrt, nur geht es gerade um den Einblick in den Schwarzen Feminismus. Schwarze FLINTA*-Personen erleben andere Rassismen als Schwarze männlich gelesene Menschen.
Arielle möchte ebenso Teil der Gesellschaft werden und „niemand könnte die Rolle eines Wesens, das sich wünscht, ein Mensch zu werden, besser spielen als eine Schwarze Frau“ (Dr. Natasha A. Kelly).
Wer also bei Barbie über Feminismus redet, sollte sich zuerst den Arielle-Film ansehen. Und unser Kampf des Jahrzehnts, gar Jahrtausends sollte ein Kampf für intersektionale Sichtbarkeit werden.

Ich bin lediglich auf der Suche nach meinem reinen Sein und möchte den öffentlichen Raum als Plattform für die Tiefen meiner unentdeckten (Sehn-)Süchte nutzen und sie mit euch teilen.