Der Sommer ist da und viele Schüler*innen haben gerade die Abitur-Prüfungen hinter sich gebracht. Zeit ein paar Pläne zu machen um die neugewonnene Freiheit zu genießen. Unsere Autorin Lilith hat einige davon – aber erst einmal will sie weg!
Wer träumt nicht davon. Irgendwann einmal auf dieser Bühne zu stehen und stolz das Abiturzeugnis in den Händen zu halten. Nach zwölf Jahren Schulzeit. Jedes Jahr davor waren die Abiturienten irgendwie etwas Besonderes. Egal ob man aus den Augen eines Fünft-, Siebt-, oder Elftklässlers auf sie blickte. Die Ältesten an der Schule, die, vor denen man noch Respekt besitzt, die man bemitleidete, wenn sie im Prüfungsraum verschwinden und auf die man an den Abiturtagen Rücksicht nehmen muss – auf einmal gehört man selbst zu ihnen. Wie schnell doch die Zeit vergeht. Doch am Ende seiner Schullaufbahn heißt es nicht nur zurückblicken auf die ereignisreichen, manchmal entspannt und manchmal stressigen, teils erfreulich und teils glücklich verlaufenden Jahre – sondern auch nach vorne schauen. Denn so schön es auch ist, nun keinen vorgeschriebenen Tagesablauf mehr zu haben und nicht mehr zu einer ganz bestimmten Uhrzeit zu einem ganz bestimmten Fach erscheinen zu müssen, muss man auch mit der neu gewonnenen Freiheit umzugehen wissen.
Blicke ich mich in den Reihen der Schüler um, sind nicht wenige unter ihnen, die selbst am Tag der Abiturzeugnisübergabe noch nicht wissen, was sie nun mit ihrer hart erkämpften Freiheit anfangen sollen. Sie zucken mit den Schultern, wenn man sie darauf anspricht, oder meinen „Ja, ein bisschen Geld verdienen, irgendwo und dann mal schauen!“. Es gibt aber auch die Anderen. Diejenigen, die schon einen festen Ausbildungsplatz haben, oder bei denen der Duale Studienplatz schon seit einem Jahr feststeht. Dazwischen noch ein paar Wochen Partyurlaub zur Entspannung und dann ab in den Hörsaal oder in den Betrieb. Ich gehöre zu keiner dieser Gruppen. Auch meine Zeit nach dem Abitur ist schon vollkommen durchgeplant, aber mit ganz anderen Aktivitäten.
Ich bin immer sehr gerne zur Schule gegangen, habe mich dafür interessiert, was mir die Lehrer erzählt haben, mir gefiel zudem die Vielfalt an unterschiedlichen Fächern, die man nie mehr auf diese Art und Weise haben wird. Dennoch waren zwölf Jahre nun erst einmal genug, und ich will etwas Anderes erleben – wie so viele von den Abiturienten will auch ich etwas mehr von der Welt sehen, als nur ein paar Dörfer in der Nähe von Karlsruhe, in denen ich bisher einen Großteil meines Lebens verbracht hatte.
Ich war schon immer gerne auf Reisen gegangen. Meine Familie war zum Glück ähnlich urlaubsbegeistert wie ich, sodass es fast in jeden Ferien mit dem Auto, Bus, Zug oder Flugzeug los ging. Doch auf viele andere Kontinente als Europa und ein paar portugiesische sowie spanische Inseln war ich bisher nicht gekommen. Außerdem waren wir zwar nie die typischen Touristen, die sich entweder nur an den Strand legten oder nur Sightseeing betrieben, aber dennoch realisierte ich mit zunehmendem Alter immer mehr, dass es schwierig ist, ein Land in einem zweiwöchigen Aufenthalt mit der gesamten Familie wirklich zu verstehen. Also hegte ich schon immer den Plan, mindestens ein halbes Jahr weiter weg zu gehen – alleine. Ein Auslandsjahr während der Schulzeit hatte ich mir lange durch den Kopf gehen lassen, aber dann sagte es mir doch mehr zu, erst einmal den einen Lebensabschnitt Schule abzuschließen, und mich danach auf andere Bereiche zu konzentrieren. Und so kam es schließlich zu meinem jetzt stehenden „Nach-Abiturplan“ auf dessen Umsetzung ich schon jetzt gespannt bin.
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