Felix ist 25 Jahre alt und Student. Mit Anja von DenJungenHelden hat er sich zum Interview getroffen. Es geht ums Mannsein, um Vorteile und Nachteile davon – und auch um Geschenke zu Weihnachten. Für Felix gab es Spielzeugautos, für seine Schwester Kochbücher…
Schwierig finde ich als Mann – und das geht ja schon in der Teenagerzeit los – dass man sich viel mehr behaupten muss wenn es um die eigene Stellung, z.B. in der Peergroup geht. Und auch in Bezug auf die Frauen wird erwartet, dass der Mann den ersten Schritt macht wenn es ums Ansprechen geht oder dann auch danach um die weitere Entwicklung der Bekanntschaft. Wir können uns da irgendwie nicht zurücklehnen und einfach mal abwarten. Und gleichzeitig gibt es dann da diese große Planlosigkeit – wie und was mache ich eigentlich da?
Von meinen Eltern habe ich schon auch immer vermittelt bekommen, dass es als Mann darum geht die Schule und die Ausbildung möglichst schnell fertig zu machen und dann Geld zu verdienen. Meine Schwester hat zu Weihnachten Kochbücher bekommen – das habe ich als Kind natürlich gar nicht gecheckt, dass sie da so Sachen bekommt die dann absolut der Hausfrauenrolle entsprechen während ich Autos bekommen habe. Schon krass wie da unbewusst Sachen angelegt werden in der Kindheit und das fällt mir erst jetzt wirklich auf.
Schwierig finde ich auch den Umgang mit Gefühlen, vor allem was das negative Gefühl der Trauer betrifft. Mein Vater hat mir da zum Glück immer vermittelt, dass das was Gutes ist auch Traurigkeit zu zeigen. Aber das restliche Umfeld legt einem nahe, dass das eine Schwäche ist und man das im Laufe der Zeit besser ablegen sollte. Im Kleinkindalter ist ein Mann ja noch voll bei seinen Gefühlen: er schreit, findet Sachen traurig, findet Kuscheltiere süß, knutscht und kuschelt mit denen und dann irgendwann vielleicht im Kindergarten setzt dann diese Sozialisation ein, dass man diese Gefühle eher zurücknehmen sollte. Später als Jugendlicher unter Kumpels macht das dann keiner mehr und weil man nicht unnormal sein möchte zeigt man dann seine eigenen Gefühle auch nicht mehr. Das Verrückte daran ist ja, dass wir das später als Väter den Kindern dann auch nicht mehr vorleben und insbesondere für die Jungs – die sich ja schon stark an den Vätern orientieren – ist das besonders schade finde ich.
Ein weiterer Nachteil den wir Männer gegenüber den Frauen vielleicht noch haben ist, dass wir weniger Kontrolle über die Familienplanung haben, wir können z.B. auch nicht bei einem Kinderwunsch einfach zu einer Samenbank gehen und uns unabhängig von einer Partnerin ein biologisches Kind zulegen. Oder auch in Trennungsfällen denke ich, dass es die Männer noch schwerer haben, wenn sie die Kinder dann mehr bei sich haben wollen als die Mutter es vielleicht will.
Das Schönste am Mann-sein beginnt eigentlich schon z.B. beim Weggehen mit Kumpels. Da sind wir im Sozialverhalten gesellschaftlich weniger gefangen als Frauen finde ich. Wir können als Gruppe losziehen und sind trotzdem frei. Wenn dann alle weiterziehen oder nach Hause gehen und einer bleibt alleine mit 10 Promille auf der Tanzfläche in nem Club zurück – ist das voll in Ordnung. Für Frauen gehört sich das gesellschaftlich nicht, alleine betrunken übrig zu bleiben, aber das ist im Prinzip auch gar nicht möglich, da sich Frauen noch nicht mal aus ihrer Gruppe oder von ihrer Freundin trennen „dürfen“. Eine Frau die alleine ausgeht bekommt sehr schnell einen negativen Stempel aufgedrückt, dazu kommt dass sich die Frauen gegenseitig auch viel mehr verpflichtet fühlen. Ich habe das schon oft erlebt, dass ein Mädchen eigentlich gern noch bleiben wollte und dann aber gehen „musste“ weil ihre Gruppe ging. Unter Männern haben wir da gegenseitig mehr Verständnis und Freiheiten.
Einen weiteren Vorteil für uns Männer sehe ich in der unglaublich langen Zeitspanne, in der wir Väter werden können. Wir können mit 20 oder aber auch mit 65 noch (mal) eine Familie gründen. Wir haben also auch einen sehr langen Zeitraum zur Verfügung in der wir wirklich bereit für Kinder sind. Frauen, die sich so um die 30 bereit für Kinder fühlen, denen verbleiben dann gerade mal so ca. 8 Jahre oder vielleicht auch 10, in denen dann alles stimmen muss: Partner und auch sonstige Bedingungen, da die biologische Uhr tickt. Da bin ich extrem dankbar dafür, dass ich so entspannt sein kann.
Ich genieße außerdem, dass ich als Mann unabhängiger von meinem Aussehen bin. Ich glaube schon dass als Frau extrem viel mehr davon abhängt, ob du attraktiv oder weniger attraktiv bist. Sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich. Männer suchen sich wahrscheinlich schon instinktiv eher jüngere, attraktivere – weil fruchtbarere (?) Frauen aus. Bei Männern ist das Aussehen nicht so wichtig, wichtig sind vielleicht andere Dinge, an denen man aber arbeiten kann. Die Persönlichkeit oder der Beruf eben. Manche Frauen stehen z.B. auf Männer in Führungspositionen und da können Männer daraufhin arbeiten auch unabhängig von ihrem Äußeren. Da sind Frauen im Prinzip auch wieder unfreier.
Beneiden tue ich die Frauen um ihre schöne Sprache. Das merkt man schon in der Grundschule, dass Frauen einfach Meisterinnen der Kommunikation sind. Sie reden mehr miteinander und entwickeln sich sprachlich doch oft auch vielfältiger als Männer, die dann nur bei den Fakten bleiben. Man muss nur einen Mann und eine Frau mal ein und dasselbe Auto beschreiben lassen. Die Männersprache ist relativ simpel und langweilig. Ich finde Männer müssten die Frauensprache lernen. Und auch die Frauen noch viel besser verstehen lernen. Ich würde den meisten Männern wünschen, sich mehr in die Frauen einzufühlen, um zu spüren wie die Frauen ticken. Eigentlich müsste jedem Mann die Gelegenheit gegeben werden mal eine Zeit lang im Körper und Geist einer Frau zu leben.
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- Auch Birgitt von den Storry-Tellern hat sich gefragt, was es bedeutet, ein Mann zu sein.
- Die Frage, was eigentlich männlich ist, beschäftigt uns oft auf meinTestgelände. Hier noch ein Video dazu vom #gelände16.