Hidden Figures „Unerkannte Heldinnen“ - Filmempfehlung

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(c) Antonello Tanteri:  kino  (CC BY-NC-ND 2.0)

Heute haben wir mal wieder eine Filmempfehlung von Lilith für euch. Sie hat sich den Film „Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen“ angeschaut und berichtet, worum es darin geht und warum ihr euch den Film auch anschauen solltet. Aber lest am besten selbst.

Drei dunkelhäutige Frauen, die der NASA im Amerika der 60er Jahre bei ihrem Wettstreit gegen die Russen um das All helfen. Wie die Diskriminierung auch bei mathematischen Genies keinen Halt macht.  

Interessanterweise habe ich von diesem Film zum ersten Mal in Afrika gehört. Als ich dort eine neunte Klasse besuchte, wurden an diesem Morgen in Gruppenarbeit Fragen zu diesem Film bearbeitet, den die Schüler scheinbar in der vergangenen Schulstunde angeschaut hatten. Ein klares Zeichen dafür, dass auch hier in Burkina Faso dunkelhäutige Mädchen gestärkt und ihnen ihre Rechte und Fähigkeiten aufgezeigt werden. Denn genau darum geht es in dem Film. 2016 gedreht, verfilmt „Hidden Figures“ die wahre Geschichte dreier dunkelhäutiger Frauen in den 60er Jahren in Langley USA lebend, die als wichtige Mitarbeiter der NASA Geschichte geschrieben haben. Von Problemen mit dem Toilettengang aufgrund der Trennung zwischen „Black“ und „White restrooms“ über einen Gerichtsprozess, um an einer eigentlich den Hellhäutigen vorbehaltenen Universität Kurse besuchen zu können, bis hin zur Durchführung der Mercury Mission, die nur durch die Rechnungen einer der Hauptcharaktere möglich wurde. Ein durchaus zu empfehlender Film.

Ein Polizeiauto mit eingeschaltetem Blaulicht, das von einem PKW mit drei dunkelhäutigen Insassinnen „gejagt“ wird – dieses Bild ergibt sich bereits in Minute zehn des Films „Hidden Figures“. Katherine Johnson, Dorothy Vaughan und Mary Jackson befinden sich auf dem Weg zu ihrer Arbeitsstelle: allesamt sind sie Mathematikerinnen, angestellt bei der NASA. Nach anfänglicher eher feindlicher Kommunikation zwischen Polizist und den drei Damen an diesem Morgen, bietet er ihnen schließlich an, ihnen durch sein Blaulicht den Weg zur Arbeit zu beschleunigen.

Dort treten sie in einen Kellerraum ein, in dem eine Gruppe afroamerikanischer Frauen auf sie wartet. Geleitet wird sie von Dorothy. Sie ist die offensichtlich beharrlichste und selbstbewussteste der drei Hauptfiguren. Immer und immer wieder fordert sie eine Beförderung und verlangt, für das, was sie leistet auch angemessen bezahlt zu werden. Katherine ist hier deutlich schüchterner und wirkt zunächst unsicher. Im Film wird sie als geniale Mathematikerin dargestellt, die im Team von Al Harrison landet und dort Flugbahnen für „Projekt Mercury“ berechnet, das erste menschenbemannte Weltraumflugprogramm in der Geschichte der amerikanischen Raumfahrt. In diesem Team ist sie nicht nur die einzige Dunkelhäutige, sondern auch die einzige weibliche Person. Durch beides wird sie speziell zu Beginn mit besonderer Skepsis betrachtet und beobachtet. Mit der Zeit stellt sie jedoch ihr Wissen und ihr logisches Denkvermögen immer mehr unter Beweis und beeindruckt die Mitarbeiter sowie ihren Vorgesetzten. Mit diesen Schritten gewinnt sie an Selbstvertrauen und Mut, sodass sie schließlich damit beginnt, ihren eigenen Namen auf die Papiere zur Dokumentation ihrer Arbeit zu tippen und verlangt, bei den bislang nur für Männer zugänglichen Sitzungen dabei zu sein. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Konkurrenz der russischen Forscher und Naturwissenschaftler, denen die Amerikaner um jeden Preis zuvorkommen wollen.

Auch den anderen beiden Frauen kommt der hohe Druck, der angesichts der russischen Konkurrenz auf der NASA lastet, zu Gute. So schafft es z.B. Dorothy mithilfe eines aus der Bibliothek „geliehenen“ Buches über die Programmiersprache Fortran den defekten IBM Computer wieder zum Laufen zu bringen, was sie jedoch „heimlich“ macht, da sie offiziell nicht dazu berechtigt ist, an dieser wichtigen Gerätschaft zu arbeiten. Die Abteilung sieht die Chance, das IBM Problem zu lösen – und da Dorothy darauf besteht, zieht sie mit ihrer ganzen Frauentruppe schließlich aus dem Keller, um gemeinsam die neue verantwortliche Mannschaft des IBM Computers zu formen.

Das Buch, aus dem sie die Grundlagen entnommen hat, hat sie nur „theoretisch geliehen“, denn im Grunde genommen hat sie es widerrechtlich aus der Bibliothek mitgehen lassen. Da sich dieses nur in der „Weißen-Abteilung“ finden ließ, wurde sie bei dem Versuch es auszuleihen, schnurstracks hinausgeworfen und konnte sich das Buch gerade noch in die Tasche schieben. Derartige Situationen, in denen die Diskriminierung der Dunkelhäutigen besonders offensichtlich wird, treten immer und immer wieder auf. Ein Fernseherbildschirm zeigt eine Rede von Martin Luther King oder die Meldung eines Anschlags auf eine dunkelhäutige Personengruppe, Proteste auf der Straße werden von der Kamera erwischt, und kleine Details, wie die alte Kaffeekanne „für Schwarze“ neben der Hightechmaschine der „weißen“ Mitarbeiter, werden hervorgehoben.

Letzteres wird am Arbeitsplatz von Katherine besonders deutlich. Doch was ihr das Leben zur Hölle macht, ist weniger der Kaffee als vielmehr die Trennung der Toiletten nach Hautfarbe. So muss sie jedes mal, wenn sie die Kloschüssel, oder auch nur ein Waschbecken aufsuchen möchte über das halbe Gelände laufen und bekommt dann auch noch Anschuldigungen zu hören, warum sie so häufig „pausieren“ würde. An einem regnerischen Tag platzt ihr schließlich der Kragen. Immerhin nicht umsonst, denn nach ihrem Wutausbruch macht sich ihr Vorgesetzter Al Harisson eigenhändig an die Arbeit, die Schilder an den Toiletten abzureißen.

Was Katherine belastet, ist jedoch nicht nur ihre Arbeit. Die alleinerziehende Mutter, von drei Töchtern kann sich nur dank der Unterstützung ihrer Mutter auf ihren Ganztagesjob konzentrieren. Interessant sind hierbei die Szenen der Nebenhandlungen, die zumeist in der von Dunkelhäutigen dominierten Heimcommunity spielen. Auch dort sieht sich Katherine nicht immer sofort für voll genommen, denn Frauen als wichtige Naturwissenschafterinnen erwidern die Männer auch hier nicht gerade mit Anerkennung. Letztendlich endet dieser Handlungsstrang jedoch in einer glücklichen zweiten Ehe.

Auch Mary muss sich zunächst dem schiefen Blick ihres Mannes stellen, als er hört, dass sie nach ihrem Bachelor in höherer Mathematik, nun Ingenieurin werden möchte. Letztendlich unterstützt er sie jedoch und nach einem Gerichtstermin, schafft sie es sogar, sich die Erlaubnis herauszuhandeln, die Abendkurse an einer den Hellhäutigen vorbehaltenen Universität besuchen zu dürfen, was für das Erreichen ihres Traumabschlusses von Nöten ist.

Doch zurück zur Arbeit bei der NASA. Auch wenn Al Harrison durchweg seiner nicht-rassistischen und auch nicht-frauendiskriminierenden Linie treu bleibt, muss er nicht für jeden als Sympathieträger oder Held aus dem Film hervorgehen. Ihm geht es schlichtweg um die Performance, den Outcome. Wer die Arbeit macht, welches Geschlecht oder welche Farbe diese Person hat, ist ihm egal – so lange alles korrekt ist. Besonders herzlich wird die Handlung schließlich, als der amerikanische Astronaut John Glenn nur nach einer Bestätigung der Zahlen durch Katherine dem Missionsstart zustimmt. Bereits in vorhergegangenen Szenen ist deutlich geworden, dass er die Frauen schätzt, und das Vertrauen, mit dem er ihr alleine sein leben in die Hand legt, ist rührend. Als sie sich ans Rechnen macht und die Zahlen in den Raum bringt, in dem sich die ganze Crew versammelt hat, um gespannt dem Verlauf der Mission zu folgen, wird ihr die Tür vor der Nase zugeschlagen. Doch wenige Sekunden später öffnet sie sich wieder und zum ersten Mal muss Katherine die Durchführung eines der Projekte, an denen sie tagtäglich rechnet, nicht auf einem winzigen Fernsehbildschirm verfolgen, sondern kann mit dabei sein.

Der Film endet mit einigen Fakten zu den den Hauptrollen zugrunde liegenden realen Figuren: Katherine berechnete die Flugbahn der Apollo11 und der Space Shuttle Mission. 2015 wurde sie mit der „Presidential Medal of Freedom“ geehrt und auch ein Gebäude wurde nach ihr benannt. Mary schaffte als erste afroamerikanische Ingenieurin ihren Abschluss zu erlangen und Dorothy wurde befördert und durfte fortan als Ausbilderin bei der NASA ihr Wissen weitergeben.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass der Film die beeindruckenden Geschichten dreier starker Frauen widerspiegelt, die Geschichte geschrieben haben. In jedem Fall ist er zu empfehlen, auch wenn man in den 127 Minuten beachten muss, dass es sich nun einmal um einen Spielfilm und keine Dokumentation handelt, weshalb einige Szenen sicher nicht zu 100% den wahren Begebenheiten vor 50 Jahren entsprechen.

Interessant wäre es, Zahlen zu finden, die Auskunft über die aktuellen Angestelltenverhältnisse in Hinblick auf Geschlecht und Hautfarbe bei der NASA geben. Auch wenn ich derartige Statistiken leider nicht finden konnte, bleibt festzuhalten: Auch heute studieren immer noch weniger Frauen als Männer mathematisch-naturwissenschaftliche Fächer. Betrachtet man die Anzahl der Astronautinnen im Verhältnis aller bereits ins All gesandten Menschen, so sind ihre Zahlen gegenüber den männlichen Astronauten verschwindend gering. Auch wenn sich der letzte Punkt aktuell doch zumindest in Besserung befindet. So soll sich im Jahr 2020 z.B. die erste weibliche Deutsche auf den Weg zur Internationalen Raumstation begeben.

 

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1999 geboren in Heppenheim, aufgewachsen in Hessen und Baden-Württemberg und inzwischen wohnhaft in Dresden. Deutschland habe ich inzwischen durch viele Hobbies im Bereich Musik, Sport, Poetry Slam und Wissenschaft recht gut kennengelernt, doch noch spannender als die regionalen Reisen sind die vielen Begegnungen und Erlebnisse, die ich dabei gesammelt habe. Mein Testgelände ist eine super Sache, um festzuhalten, was mich auf meinen Reisen bewegt, einige der Personen mit ihren spannenden Geschichten vorzustellen und euch Teil von Recherchen werden zu lassen, die mich brennend interessieren. Hier kann sich jeder trauen, das zu schreiben, was ihn bedrückt. Und somit: Viel Spaß beim Lesen, Hören und Schreiben!