Unsere Autorin Amelie sagt: „Wir müssen reden, und zwar über die Menstruation.“ Wieso, weshalb, warum? Na, weil wir dringend ändern müssen, dass sie immer noch ein Tabuthema ist! Und wie das dann konkret aussieht? Das liest du am besten selbst nach in ihrem nagelneuen Text, den wir dir heute präsentieren. In diesem Sinne: There will be blood!
Einige kennen sie als Periode, Regel oder Erdbeerwoche. Die Tatsache, dass Frauen einmal im Monat eine Woche lang aus der Gebärmutter bluten, hat verschiedenste Namen.
Warum es zu der Blutung kommt ist schnell erklärt:
Im weiblichen Menstruationszyklus, der durchschnittlich 28 Tage dauert, wird eine Eizelle von den Eileitern in Richtung der Gebärmutter „geschickt“ um sie von einem Spermium befruchten zu lassen. Für diesen Fall bildet sich in der Gebärmutter eine Schleimhaut, in welcher sich die potentiell befruchtete Eizelle einnisten soll, damit daraus ein Kind heranwachsen kann. Sollte die Eizelle innerhalb kurzer Zeit nicht befruchtet worden sein, wird sie zusammen mit der Gebärmutterschleimhaut abgestoßen und aus dem Körper der Frau ausgeschieden.
Diese Ausscheidung ist das, was wir als Menstruation kennen, und kann je nach Frau und Zyklus vier bis sieben Tage andauern. In dieser Zeit verlieren Frauen im Durchschnitt 65ml Blut, welches allerdings oft dickflüssiger und dunkler ist als gewöhnliches Blut.
Die Menstruation ist also, ganz nüchtern betrachtet, ein natürlicher Vorgang bei den meisten Frauen zwischen der Pubertät und den Wechseljahren, der trotzdem gesellschaftlich stark polarisiert.
Viele Frauen zelebrieren ihre Blutung als natürlichen Prozess der Selbstreinigung des Körpers aber vor allem als Symbol für Weiblichkeit, Fruchtbarkeit. Durch das Bewusstsein, dass der eigene Körper in der Lage ist ein Kind auszutragen, schaffen es Viele ihren Körper in allen Facetten zu wertschätzen und verstehen die damit einhergehende Kostbarkeit des Frauseins mit Stolz.
Trotzdem reden die wenigsten offen über die Menstruation – im Gegensatz – viele Frauen schämen sich während ihrer Blutung.
Vielen wird bereits als Teenager*innen, ab ihrer ersten Periode, kommuniziert, dass sie ihre Periode bitte möglichst unbemerkt bekommen und für sich behalten sollen.
Diese Tabuisierung geht soweit, dass selbst wenn Tampons und Binden im Fernsehen explizit beworben werden, nicht das gezeigt wird worum es eigentlich geht: Nämlich Blut aus der Gebärmutter, das über die Vagina ausgeschieden wird und das aufgefangen werden soll, bevor es der menstruierten Frau die Beine herunterläuft. Im der Werbung sieht man stattdessen oft nur eine ominöse blaue oder lila Flüssigkeit, welche sehr kontrolliert in die Monatshygieneartikel fließt.
Vermutlich hat genau dieses Tabu dazu geführt, dass sich Frauen oft unattraktiv und schmutzig während ihrer Tage finden und währenddessen ein Problem mit Sexualität entwickeln (selbst wenn sich Partner*innen nicht daran stören).
Wenn man ausrechnet, dass Frauen in ihren fruchtbaren Jahren einmal im Monat eine Woche bluten, würde das bedeuten, ein Viertel dieser Zeit keinen Sex zu haben. Das können zusammengerechnet, je nach Alter bei der ersten und der letzten Periode, bis zu sieben Jahre ohne Geschlechtsverkehr sein.
Noch viel schwerwiegender als das ist aber, dass Frauen aus Scham häufig nicht über Beschwerden reden welche mit ihrer Menstruation einhergehen können. Oft quälen sie sich trotz starker Unterleibsschmerzen zur Arbeit oder in die Schule. Sich aufgrund der Periode krankzumelden wird nicht selten als unangenehm und unangebracht empfunden: Viele haben Angst aufgrund dessen nicht mit Kolleg*innen mithalten zu können und als schwach abgestempelt zu werden.
In einigen Fällen bleiben, aufgrund mangelnder Kommunikation, Krankheiten wie Endometriose unentdeckt.
Dabei handelt es sich um eine chronische Erkrankung, bei der Gewebe, ähnlich der Gebärmutterschleimhaut, außerhalb der Gebärmutter vorkommt. Während der Menstruation wird auch dieses Gewebe von Hormonen angesprochen und der Körper versucht sich dem Gewebe zu entledigen, was zu starken Schmerzen und Narbenbildung führt. Eine Endometriose kann oft nur durch einen operativen Eingriff gemindert werden.
Ein weiterer Punkt den es im Umgang mit der Periode zu kritisieren gilt ist die Versteuerung der bereits erwähnten Monatshygieneartikel. In Deutschland werden auf Produkte die zum Grundbedarf gezählt werden 7% Mehrwertsteuer erhoben. Darunter fallen zum Beispiel Toilettenpapier, Kartoffeln, aber auch Kinokarten. Dinge die vom Gesetzgeber als Luxusartikel angesehen werden, werden mit 19% verstreut. Zu diesen sogenannten Luxusartikeln zählen unter anderem auch Tampons und Binden.
Das ist diskriminierend wenn man bedenkt, dass Frauen sich nicht aussuchen dass menstruieren.
Gerade in einer Gesellschaft in der Frau möglichst unauffällig ihre Tage haben soll und solange Methoden wie das „free bleeding“ verpönt sind, lohnt es sich darauf aufmerksam zu machen, dass Menstruation zwar ein natürlicher Vorgang aber lange kein Luxus ist. Vor allem nicht so lange ein gesellschaftlich konstruiertes Tabu besteht, welche viele Hürden für die betroffenen birgt.
Und um das langfristig zu verbessern hilft nur eins: Weiterhin darüber reden.
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