Identität

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(c) jonas01123:  Spiegel  (CC BY 2.0)

Verschiedene Autor*innen der story-teller haben sich mit dem Thema Identität beschäftigt. Dabei geht es vor allem um die Fragen: Wie sehe ich mich selbst? Wie sehen mich andere? Und was brauche ich, um zufrieden zu sein? Herausgekommen sind wunderbare Texte, die ihr unbedingt lesen solltet.

Dennis Seidel:

Wer bist du? – Ich bin Dennis Seidel und bin am 12.11.1979 in Hamburg Eppendorf geboren worden. Meine Größe ist 1,63. Meine Hobbys sind: Schreiben, Reisen, Lesen, Shoppen gehen, mit Bus und Bahn durch Hamburg fahren, Musik hören. (Linda Hesse), Freunde treffen, Malen und Zeichnen, im Internet recherchieren, mich verkleiden.
Meine Staatsangehörigkeit ist deutsch, ich kann aber auch ein bisschen Englisch. Ich bin 38 Jahre alt. Mein Familienstand ist ledig.
Ich mag gerne Hunde, meine Eltern und mein Bruder haben ja zwei Hunde, einen großen Mischling aus Golden Retriever und Berner Sennenhund und einen kleinen Mops.
Ich habe eine körperliche Behinderung, weil ich mit nur einer Niere zur Welt gekommen bin, deswegen kann ich keine schweren Sachen tragen.
Ich arbeite in einer Theatergruppe für Menschen mit Handicap in Hamburg St. Pauli.

Wie sehen dich andere Menschen? – Andere Menschen sehen mich als normalen Mitbürger Hamburgs, sie merken es mir nicht an, dass ich anders bin als sie, nur bei stark besoffenen Leuten und laut pöbelnden Fußball-Fans bin ich etwas vorsichtig, ich bin schon ein paar Male in der Bahn, im Bus oder auch zu Fuß auf dem Weg zur Arbeit blöd angemacht worden.

Fragen zum Thema Identität von Dennis Seidel

Wo kommen Sie her? Wann sind Sie geboren und wo? Wie ist Ihr Familienstand?
Was sind Ihre Hobbys/Interessen? Wie groß sind Sie? Haben Sie ein Haustier?
Haben Sie Kinder? Wo arbeiten Sie?
Sind Sie Raucher/in, trinken Sie Alkohol? Wo waren Sie schon mal im Urlaub?
Was ist Ihr Lieblingsessen? Was lesen Sie gerne? Was hören Sie für Musik?

Matti Wustmann:

Ich definiere mich selbst aus einer Kombination von vielen Dingen.
Zum Beispiel bin ich ein Zeichner, und ich schreibe hin und wieder auch Texte.
Aber das allein macht mich noch nicht als ganzes aus.
Ich habe eine chronische Erkrankung, die Teile meines Alltags bestimmt.
Aber ich lebe damit und mein Leben wird nicht zu 90% davon beeinträchtigt, auch wenn es etwas ist, das niemals vollkommen selbstverständlich sein darf.
Meine geistigen und gesundheitlichen Stärken und Schwächen sind auch nur Einzelteile.
Meine Identität möchte ich auch nicht auf einzelne Dinge reduzieren, die ich mag oder nicht mag.
Ich muss nicht alles was ich mag und/oder liebe in Diskussionen bis aufs Blut verteidigen.
Ich muss nicht jede Meinung die nicht meiner entspricht in den Boden stampfen.

Ich bin
Bruder
Freund
Kumpel
Feind
Enkel
Onkel
Cousin
Bekannter
Unbekannter
Klugscheißer
Nachdenker
Besserwisser
Faulpelz
Nachfrager
Ablehner
Glückspilz
Macher
Konsument
Zuhörer
Fan
Meckerkopf
Gewinner
Verlierer
Genießer
Kritiker
Befürworter
uvm.
Ich bin ich

Maria Thöne:

Ich bin … Zuerst muss ich sagen, dass ich ein Mensch bin und Keine Maschine.
Ich bin kreativ, schreibe gerne, dichte gerne humorvolle Gedichte und Song-Texte.
Ich bin ein Mensch, der sich so schnell nicht von Rückschlägen beeindrucken lässt.
Ich bin eine Kämpferin, und ich kann auf Durststrecken durchhalten.
Ich war früher eine gute Läuferin und kämpfe jeden Tag darum optimistisch und reflektiert zu sein.
Mir gelingt es oft auf meine innere Stimme zu hören und so mein Selbstvertrauen zu stärken.
Ich beweise täglich, wo meine Stärken liegen und schaffe es manchmal richtig gut über mich hinauszuwachsen. Ich überrasche mich. Und habe gelernt vieles mit Humor zu sehen. Mein Galgenhumor ist manchmal einmalig. Und ich kann über mich selbst lachen.
Ich besiegte immer wieder meine Ängste. Und bin mit dem Ergebnis zufrieden.
Ich bin immer noch lernfähig.
Ich bin zielorientiert. Ich bin ein Mensch, der aus einer Not eine Tugend macht. Not macht mich erfinderisch. Ich bin mutig und lasse mir gerne Mut machen.
Natürlich habe ich auch schlechten Seiten. Die versuche ich nicht zu nutzen. Doch das sind eben meine Fehler und ich versuche sie nicht zu machen.Wenn ich einen gemacht habe, habe ich auch den Mut mich zu entschuldigen.
Ich bin ein Mensch mit allen Emotionen. Und immer bemüht mein Bestes zu geben.
Ich bin ein hilfreicher Mensch und mag es nicht ausgenutzt zu werden. Dann werde ich sauer.
Ich mag Menschen, die mir wohlgesinnt sind und mir gut tun. Ich kann es nicht leiden, wenn jemand schlecht über mich redet und nicht den Mut hat es mir selbst zu sagen.
Ich kann vieles verstehen und verzeihen. Nur wenn man mir wirklich Böses angetan hat, kann ich nachtragend und gemein sein. Ich bin ein liebenswerte Mensch und könnte keiner Fliege was zuleide tun. Ich bin sehr tierlieb und ein bisschen krank. Man nennt es Borderline. Doch dazu möchte ich nichts sagen. Mein Text ist nicht privat. Danke fürs Zuhören.

Dennis Lange

Wer bist Du?
Ich bin ich.
Ein Mensch
unsicher
ängstlich
neugierig
intelligent
angeblich einfühlsam (Ich bin halt unsicher solche Beschreibungen meiner Person von Anderen anzunehmen).

Ich fühle meine Identität bedroht von: Gesellschaft, Staat, Mutter, also von Menschen, Situationen, Institutionen, die mich verunsichern, verängstigen, mich mich zurückziehen und verkriechen lassen.

Der schwerste Punkt in meiner Identitätsbildung, war der tiefste Punkt meiner Depression: nur im Bett liegend, kaum mehr essend, nicht mehr sein wollend. Ist das der Verlust der Identität?

Was ich brauche im Leben, fürs Leben ist einen positiven Blick auf meine Identität bzw. mein Sein. Und Bestätigung von Außen. Sonst: Rückzug, Fade away, nicht mehr sein wollen.

Michael Schumacher:

Wer bin ich!?
Ich bin so wie ich bin.
Wie ich genauer bin, hängt auch von Situationen und Menschen ab, mit denen ich mich gerade abgebe.
Ich nehme wahrscheinlich also hin und wieder eine bestimmte Rolle ein.
Das heißt auch, dass ich mich mit meinem Gegenüber identifiziere.
Ich bin mal sehr nachdenklich, mal sehr gut aufgelegt, mal sehr mittfühlend, mal sehr geschafft, mal sehr angespannt, mal neutral, mal sehr gewissenhaft, mal sehr unsicher.
Was mein allgemeines Ich angeht, kann ich sagen, dass ich sehr ruhig bin.
Was hin und wieder zur Folge haben kann, dass ich leicht übersehen werde, obwohl ich mit Sicherheit viel zu sagen hätte.
Ich bin offen für alles und jeden.
Und eigentlich mag mich jeder.
Es erzählen mir interessanterweise viele Menschen von ihren Sorgen oder Problemen.
Das liegt bestimmt daran, dass ich ein sehr guter Zuhörer und meinem Gegenüber gegenüber sehr offen bin.
Viele Dinge nehme ich in meinem Inneren auf.
Ich bin auf jeden Fall ein sehr introvertierter Mensch.
Darüber hinaus habe ich auf jeden Fall eine sehr soziale Ader, die stets gut ankommt.
Das alles ist meine persönliche Identität.

Zur Identität gehört – sich selber so zu akzeptieren wie man ist – seine Besonderheiten als Gewinn sehen, weil niemand so ist wie man selber – gut mit sich selbst zu sein – seine Fehler und Schwächen zu akzeptieren, weil kein Mensch vollkommen ist – sich selber mögen, weil jemand Andere nur mögen kann, wenn er sich auch selber mag – Freiräume für sich zu haben – eine eigene Meinung – nicht immer funktionieren zu müssen, sondern Sachen auch mal sein zu lassen, wenn nichts mehr geht – seine Probleme offen auszusprechen – ehrlich mit sich selber zu sein – und sich selber treu bleiben.

 

Mehr dazu:

Menschen mit Behinderung haben was zu sagen! Wir Story Teller sind die inklusive Schreibwerkstatt Story Teller aus Hamburg. Mit unseren Texten möchten wir von unseren Erfahrungen berichten, Denkanstöße geben und Selbstermächtigung voranbringen.